Das Atlas E-Bike des 2006 gegründeten niederländischen E-Bike-Herstellers QWIC wird als Adventure-Bike vermarktet. QWIC ist zwar eigentlich auf Stadträder spezialisiert, mit diesem Modell wagt das Unternehmen aber eine Symbiose von Stadtfahrrad und geländetauglichem Offroadrad, das in Anlehnung an gleichartige Autos als SUV E-Bike bezeichnet wird. Im eCarandBike-Test erfahrt ihr, ob das Unisex-E-Bike seine Versprechungen von Fahrkomfort und Fahrdynamik erfüllen kann.
Test: Siawasch Aeenechi
Der erste Eindruck ist ein überaus positiver: Die verwendeten Materialien sind hochwertig und die Komponenten und die Verarbeitungsqualität können überzeugen. Der Preis ist mit 4.999 € in der Grundausstattung zwar recht happig bemessen, man muss aber anführen, dass das E-Bike in Europa produziert wird. Auffallend sind die überaus breiten Schwalbe Super Moto-X-Reifen auf 27,5-Zoll-Felgen, die durch ihre noppenartigen Stollen an den Seiten auch auf unbefestigten Straßen für einen guten Grip sorgen. Das E-Bike mit 11-Gang-Kettenschaltung wurde bei regnerischem Wetter ausprobiert und es hat sich bestätigt, dass die Reifen auf schlammigen Wegen tatsächlich einen hervorragenden Kontakt zum Untergrund bieten.
Das Design
Neben der wertigen Verarbeitung ist das E-Bike auch designmäßig gelungen. Besonders angenehm ins Auge sticht das beleuchtete Q-Light, welches vollständig in die Rahmenfront unterhalb der LED, die mit 155 Lux aufwartet, integriert ist. Das Designelement hat zwar keinen tieferen Zweck, doch ist es, zumal bei Nacht, hübsch anzuschauen. Ungewöhnlich ist die Entscheidung der Designer, den Akku im Oberrohr und nicht im Unterrohr, wie bei den meisten E-Bikes der Fall, des Aluminiumrahmens einzubauen.
Der Akku, Herzstück eines E-Bikes
Das Akku-Prinzip des Atlas beruht auf der Q-Serie von QWIC, dem Flaggschiffsegment des Unternehmens. Das E-Bike wird in zwei Varianten angeboten, die sich in der Leistung ihrer Akkus unterscheiden: die schwächere Variante mit einem 522-Wh-Akku sowie die stärkere mit 756 Wh, für die man 420 € Aufpreis aufwenden muss. Beide Akkus haben einen Brose Drive S Mag 90 Nm Mittelmotor. Die Reichweite des 522-Wh-Akkus wird auf der Website des Unternehmens im Optimalfall mit bis zu 120 km angegeben, jene des 756 Wh mit 170 km. Im Alltagsgebrauch muss man wohl eher mit rund der Hälfte rechnen. Die Ladezeit beträgt ca. vier Stunden für eine volle Ladung. Optional erhältlich ist eine QWIC-Ladestation, mit der sich der Akku in drei Stunden aufladen lässt. Die Ladestation kann bei Bedarf auf eine Aufladung für eine Langzeitlagerung eingestellt werden, wodurch die Ladung des Akkus auf »gesunde« 70 % beibehalten wird. Sehr durchdacht ist, dass der Akku mithilfe einer edel anmutenden Lederschlaufe herausnehmbar ist, so kann man ihn bequem zuhause aufladen und er bietet dadurch auch einen Diebstahlschutz vor Langfingern, die gerne die Akkus von E-Bikes stehlen.
Fahrgefühl
Setzt man sich auf den Atlas, fällt zunächst der bequeme Sattel auf, der auf einer gefederten Sattelstütze installiert ist. Dieser sorgt im Zusammenspiel mit der MTB-Gabel von Suntour mit 100 mm Federweg für ein angenehmes Fahrgefühl, das Unebenheiten gut kompensiert. Mit an Bord sind weiters hydraulische Scheibenbremsen des schwäbischen Unternehmens Magura (vorne MT5, hinten MT4). Die Bremswirkung ist sehr ordentlich und es besteht die Möglichkeit, die Beläge und Bremshebel auf die individuellen Bedürfnisse einzustellen. Es gibt vier Unterstützungsstufen des Motors, wobei, wie vom Gesetz vorgeschrieben, das E-Bike bis maximal 25 km/h unterstützt wird. Auf befestigten Wegen ist das Fahrgefühl exzellent und auch wenn der Untergrund etwas ruppiger wird, hat man eine sehr gute Kontrolle über das Gefährt. Aufgrund des hohen Gewichts von fast 30 kg und des im Gegensatz zu einem reinen Mountainbike doch etwas steiferen Handlings kann es ein solches im alpinen Gelände aber nicht ersetzen. Außerdem könnte für betagtere oder etwas unsportliche Menschen selbst die höchste Unterstützungsstufe für große Steigungen nicht ausreichend sein.
Der Bordcomputer
Das Gehirn des E-Bikes ist die LCD-Konsole. Diese ist gut ablesbar und die angezeigten Informationen lassen sich via Bluetooth auf ein Smartphone übertragen. Hierzu wird die über Google Play-Store oder Apple App-Store installierbare QWIC-App benötigt, um die zurückgelegten Kilometer oder die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit auf das Smartphone zu übertragen. Angezeigt werden weiters der Batteriestand und die aktuelle Unterstützungsstufe. Auch die Track & Trace-Funktion kann sich als nützlich erweisen, womit das E-Bike im Falle eines Diebstahls mittels GPS getrackt werden kann. Hierfür müssen allerdings 199 € extra aufgewendet werden, damit der Händler das GPS-System installiert.
Fazit
Das Atlas E-Bike überzeugt mit hohem Fahrkomfort. Der Preis ist für die 522-Wh-Akkuvariante mit 4.999 € zwar nicht knapp bemessen, aber in Anbetracht der verwendeten hochwertigen Materialien und Komponenten sowie der vorzüglichen Verarbeitungsqualität durchaus gerechtfertigt. Will man das E-Bike im alpinen Gelände fahren, sorgen die dicken Reifen zwar für einen guten Grip, allerdings ist das doch etwas klobige Handling nicht mit dem agil-sportlichen eines Mountainbikes vergleichbar. Alles in allem ist es ein gelungener Allrounder, der seine Stärken aber eher auf der Straße ausspielt. Positiv zu erwähnen ist schließlich, dass die in der Fahrradbranche aufgrund der Pandemie üblichen langen Lieferzeiten bei QWIC kein Thema sind: Da die E-Bikes in Europa produziert werden, können sie 14 Tage nach Bestellung im schön designten QWIC Experience Center am Wiener Schottenring abgeholt werden.