Hyundai Nexo im eCarandBike-Testbericht:

Abgefahren!

von Thomas Buchbauer
von Thomas Buchbauer

Schlechte Publicity? Mag sein, dass es für den Wasserstoff damit derzeit nicht weit her ist. Aber, dass die Brennstoffzelle als Antrieb das Potenzial hat, den Akkus zumindest teilweise den Rang abzulaufen, wissen wir spätestens, als wir den wasserstoffbetriebenen Hyundai Nexo unter die Lupe nahmen. Fuhren wir hier gar die Zukunft? Oder machen Fahrzeuge mit on-board LOHC-Technologie künftig das Rennen? Wir durften beim Test ein paar überaus interessant Aspekte erfahren und unerwartete Hindernisse im Zuge der Recherche bewältigen. Welche das waren, erfahren Sie im folgenden Bericht.

Wasserstoff als Treibstoff von Brennstoffzellen-Fahrzeugen schlitterte kürzlich in die Negativ-Schlagzeilen. Die Explosion einer Wasserstoff-Tankstelle vor ein paar Wochen in Norwegen (wohlgemerkt ohne Hyundai-Beteiligung)schlug auf YouTube Wellen. Sowohl Hyundai als auch Toyota reagierten daraufhin mit einem Verkaufsstopp ihrer Brennstoffzellen-Fahrzeuge solange, bis geklärt war, was zu diesem Unfall geführt hat, hieß es in einer Presseaussendung. Roland Punzengruber, GF von Hyundai Österreich, hatte den Zuhörern einer Veranstaltung der FH Campus Wien ein paar Wochen zuvor versichert, dass der wasserstoffbetriebene Nexo laut Euro NCAP-Test mit fünf Sternen eines der sichersten Fahrzeuge der Welt sei. Das Fahrzeug wurde laut seiner Aussage zahlreichen Test unterzogen – und zwar nicht nur Aufprall-, sondern auch Gunshot- und anderen Extremtests, die darauf rückschließen lassen, dass es im Falle des Falles zu keinen negativen Konsequenzen kommen würde. Selbst wenn es zu einem Brand des Fahrzeuges kommen sollte, schlagen die Sensoren im Heckbereich ab 110°C Umgebungstemperatur Alarm, woraufhin es zu einem kontrollierten Ablassen des Wasserstoffs kommen und eine mehrere Sekunden andauernde Stichflamme nach oben entstehen aber zu keiner Explosion kommen würde*, so Punzengruber.

Dass in Sachen Wasserstoff noch lange nicht alles Gold ist, was glänzt, ist hinlänglich bekannt. Denn solange Wasserstoff hauptsächlich mit Hilfe von fossilen Rohstoffen hergestellt wird, ist der ökologische Wert der Technologie höchst zweifelhaft. Schließlich sollte es Ziel sein, den Wasserstoff völlig ohne CO2-Emissionen herzustellen. Eine mögliche Variante wäre die Produktion von sogenanntem »Bio-Wasserstoff« mit Hilfe von Elektrolyseverfahren. Die oberösterreichische Firma Fronius bietet dazu seit einiger Zeit eine geeignete Lösung an.

Fürs Protokoll

Auch die Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind im Grunde Elektrofahrzeuge. Denn der Wasserstoff sorgt bei den Vertretern jener Antriebsgattung gemeinsam mit Sauerstoff im Zuge einer Reaktion in der Brennstoffzelle für die Gewinnung von Strom, der wiederum wie im Fall vom Nexo den Permanentmagnet-Synchronelektromotor (Wechselstrom) antreibt. Und nicht zuletzt kommt auch der Nexo nicht ohne einen Akku aus – das aktuelle Brennstoffzellenmodell von Hyundai greift dabei auf einen Lithium-Polymer-Hochleistungs-Akku zurück, in den die Energie zwischengespeichert wird. Was sich so einfach anhört, ist allerdings höchst komplex. Über 800 Ingenieure forschen laut Hyundai-Österreich-Geschäftsführer Roland Punzengruber innerhalb des koreanischen Konzerns derzeit an der Weiterentwicklung der Brennstoffzelle – eine zweite Fertigungsstätte wurde kürzlich errichtet. Den »Ewig-an-der-Elektromobilität-Zweiflern« sei jedenfalls gesagt: Wer ja zu Wasserstoff sagt, sagt auch ja zur Elektromobilität.

Geheimtipp

Fünf Wasserstofftankstellen österreichweit sind selbst für die größten Wasserstoff-Fans, milde gesagt, ein dürftiges Angebot.

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