Stuttgart entwickelt innerstädtisches Schnellladenetz für Elektroautos

Zwischendurch aufladen

von David Lodahl

Schnellladesäulen sollen in der Region innerhalb von zehn Minuten erreichbar sein – ein Masterplan identifiziert gut nachgefragte innerstädtische Standorte.

Die Region Stuttgart ist Spitzenreiter, wenn es um elektrische Mobilität geht. So kommen auf drei Prozent der Einwohner Deutschlands, sieben Prozent der bundesweit zugelassenen Elektrofahrzeuge. Um die Elektro- und nachhaltige Mobilität voranzutreiben, fördert die Region Stuttgart diverse Pilotprojekte. Dazu zählen insbesondere Projekte der nachhaltigen Mobilität, welche die Förderprogramme von Bund und Land Gewinn bringend komplettieren. Im heutigen Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung des Verbands Region Stuttgart wurde darüber berichtet.

Für elektrisch betriebene Fahrzeuge gibt es in der Region Stuttgart aktuell bereits an 586 Standorten 1431 Ladepunkte. Was bislang noch fehlt ist eine flächendeckende Schnellladeinfrastruktur sowie Ladekapazitäten im halböffentlichen Raum. Beides ist notwendig, um für E-Fahrer verlässliche Lademöglichkeiten zu schaffen. Hier setzt zum einen das Forschungsprojekt LINOx Baden-Württemberg an, an dem der Verband Region Stuttgart beteiligt ist und dafür Bundesmittel erhält. Es fördert gezielt den Ausbau von Ladesäulen in Tiefgaragen, auf Supermarkt- oder auf Firmenparkplätzen. Zum anderen arbeitet der Verband mit einem Masterplan an der vollflächigen Versorgung mit Schnellladeinfrastrukturen innerhalb der Region.

Masterplan Schnellladeinfrastruktur

Die Region Stuttgart hat bundesweit eine Vorreiterrolle als Elektromobilitätsregion, die es weiter auszubauen gilt. »Ziel ist es«, betonte Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling, „Alltagstauglichkeit der Elektromobilität zu erreichen. Dafür ist die verlässliche Verfügbarkeit von Schnellladesäulen essentiell.“ Diese können elektrisch betriebene Fahrzeuge innerhalb von 30 bis 60 Minuten vollständig aufladen. In enger Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart soll das Angebot weiterentwickelt werden. Der hierfür erarbeiteter Masterplan zielt auf den Ausbau von Schnellladestationen fernab von Bundesautobahnen und Fernstraßen. Zur Verbesserung der Alltagstauglichkeit stehen dabei innerstädtische Standorte im Fokus. So soll es in der Region Stuttgart möglich sein, innerhalb von zehn Minuten die nächste Schnelllademöglichkeit zu erreichen. Der Masterplan hat hierzu 58 potenzielle Standorte für Schnelllader identifiziert. In der Region wurden zwischenzeitlich bereits an 33 Standorten 65 Schnelllader eingerichtet. In einem weiteren Schritt werden geeignete Stellen gesucht, die ohne Umwege rasch anfahrbar sind und bei denen bei einer kurzen Fahrtunterbrechung aufgeladen werden kann, also Stellen mit hohem Durchgangsverkehr und einem attraktiven Kurz-Aufhalteort wie beispielsweise einem Café. 152 potenzielle Standorte in 25 Städten und Gemeinden kommen hierfür in Frage, die mit Investoren, Herstellern und Betreibern umsetzt werden sollen.

Herausforderung Stromnetz

Eine wesentliche Herausforderung liegt dabei im Stromnetz und ganz speziell bei vielen zeitgleich stattfindenden Ladevorgängen in einem Straßenzug. Derzeit findet dazu ein Modellversuch in Ostfildern-Ruit statt, worüber Eric Junge von der EnBW Tochter Netze BW im Ausschuss berichtete.

Nachhaltige Mobilität

Das regionale Kofinanzierungsprogramm „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ leistet seit Jahren Pionierarbeit. Von 2012 bis 2015 wurden 24 Projekte verschiedenster Art bezuschusst. Dazu zählen insbesondere Mobilitätspunkte, an denen Stellplätze für Ladeinfrastrukturen eingerichtet Pedelec-Verleihstationen betrieben werden sowie teilweise E-Carsharing angeboten wird. Zudem können die Kommunen zum Ausbau von P+R Standorten zusätzlich zur Landesförderung Regionalmittel in gleicher Höhe erhalten. Für bestehende P+R Plätze bietet der Verband unter bestimmten Voraussetzungen eine Einnahmegarantie pro Stellplatz.

Der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart führen regelmäßig Informationsveranstaltungen und Kongresse für Städte und Gemeinden sowie weitere Akteure durch. Ziel ist es, potenzielle Antragsteller über bestehende Fördermöglichkeiten seitens der Region, des Landes und des Bundes zu informieren und beim Aufbau elektrischer Ladeinfrastruktur zu beraten. Eine regionale Mobilitätsagentur könnten diese Beratung und Information dauerhaft übernehmen und mit einer regionale Verkehrsmanagementzentrale vereinen.

Stimmen aus den Fraktionen

Dr. Cleo Becker (Grüne) wies darauf hin, dass das Thema der Steigerung der Anzahl und Förderung von E-Fahrzeugen bei Handwerk und Gewerbe noch nicht ausreichend beleuchtet worden sei. Hier sollte auch die Möglichkeit einer Kooperation mit der IHK geprüft werden. Albrecht Braun (FDP) wünschte sich einen regelmäßigen, am besten jährlichen Bericht über die Entwicklung der E-Mobilität in der Region, um die Fortschritte nachvollziehen zu können. Dr. Jürgen Zieger (SPD) betonte, dass auch andere Modelle neben der E-Mobilität im Sinne einer grundlegend anderen Mobilität verfolgt werden sollten. „Wir müssen schauen, was Förderprogramme bewirken können und was eben auch nicht.“ Andreas Koch (CDU) stellte fest: „Wir liegen noch weit hinter den Erwartungen zurück, die vor einigen Jahren in der Politik formuliert wurden. Daher sollten neben dem Diesel als Übergangstechnologie auch Alternativen wie synthetische Antriebsstoffe oder Wasserstoffantriebe weiterverfolgt werden. Auch rechtliche Fragen beispielsweise bei der Einrichtung von Ladestellen in Wohnungseigentümergemeinschaften seien noch eine Herausforderung.“ Gerd Maisch (Freie Wähler) betonte: „Die EnBW ist ein großer Player, aber nicht der einzige.“ Es sei aber wichtig, einen Gesamtüberblick über alle Anbieter zu erhalten. Peter Rauscher (Linke) kritisierte, dass es keinen einheitlichen Überblick über die Ladeinfrastruktur in Deutschland und in der Region gebe, nicht zuletzt auch für den Kunden. Ulrich Deuschle (Gruppe Innovative Politik) sagte, dass die Ökobilanz der E-Mobilität aufgrund des problematischen Abbaus seltener Erden in Entwicklungsländern insgesamt hinterfragt werden müsse.

Quelle: Presseportal.de

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