„Interoperabilität in wenigen Worten erklärt, bedeutet, dass wir die Erneuerung des Energiesystems so einfach wie möglich gestalten, sowohl für die Bürger als auch für die Wirtschaft“, sagt Marc van Stiphout, DG Energy der EU, anlässlich des Connectathon Energy 2019 an der FH Technikum Wien. Neue Anforderungen an die Energienetze und den Energiemarkt machen es notwendig, dass Daten einfach, sicher und kostengünstig zwischen unterschiedlichen Systemen ausgetauscht werden können. Österreich ist mit dem Forschungsprojekt IES Austria und dem Connectathon Testlabor an der FH Technikum Wien ein internationaler Vorreiter in Sachen Interoperabilität bei IKT-Systemen.
Interoperabilität als wichtiger Baustein für die Erneuerung der Energieinfrastruktur
„Mit der steigenden Dezentralisierung müssen die einzelnen Akteure im Energiesystem automatisiert Daten austauschen können, um die Anforderungen zu Netzstabilität und neuen Geschäftsmodellen erbringen zu können“, erklärt Angela Berger, Geschäftsführerin der Technologieplattform Smart Grids Austria. „Mit unserem internationalen Vorzeigeprojekt Integrating the Energy System (IES) ist es uns in den letzten drei Jahren gelungen eine Methodik zu entwickeln, durch die Hersteller und Anwender in einem partizipativen Prozess zusammenarbeiten und Lösungen finden können,“ so Berger. Nahtlose Interoperabilität im Smart Grid ist eine Grundvoraussetzung für die Nutzung von Flexibilität, die Steigerung der Aufnahmekapazitäten der Netze für erneuerbare Energien und die Entwicklung neuer Marktchancen. Das Zusammenwirken unterschiedlicher Komponenten ist seit langem eine der wesentlichen Herausforderungen in der Automatisierung. Einheitliche Standardisierungsprozesse müssen deswegen besonders früh geschaffen werden. Je größer das digitale Ökosystem im Energiesektor ist, desto schwieriger ist die Herstellung von Interoperabilität.
Connectathon Testlabor an der FH Technikum Wien öffnete erstmals seine Türen
Der Connecthaton Energy ist eine Großveranstaltung, bei der Hersteller ihre Produkte in einer strukturierten Testumgebung auf Interoperabilität testen und diese nachweisen können. An der FH Technikum Wien bestand erstmals die Möglichkeit, die Interoperabilität von elektronischem Daten-austausch in zukünftigen intelligenten Energiesystemen an Prototypen zu testen. „Die regelmäßige Organisation von Testevents ist für die Community von enormer Bedeutung“, weiß Stefan Sauermann, Key Researcher Interoperability and Standards an der FH Technikum Wien. „Beim Connecthaton Energy kann man sofort erkennen, welches Produkt für welche Integrationsaufgabe geeignet ist und ob die definierten Anforderungen tatsächlich erfüllt werden.“ Diese Vorgangsweise ist aus Sicht der Unternehmen und der Infrastrukturbetreiber besonders für die Investitionssicherheit bei neuen Produkten relevant.
Keine leistbare Digitalisierung ohne Interoperabilität
„Die Interoperabilität ist der Schlüssel für eine erfolgreiche und leistbare Digitalisierung, sei es im Gesundheitsbereich oder im Energiesystem. Erst wenn wir es schaffen, dass unterschiedliche Systeme miteinander kommunizieren können, entsteht ein enormer Vorteil. Die einzelnen Akteure brauchen sozusagen einen Adapter oder auch Übersetzer, damit die Daten sicher und korrekt übertragen werden können“, erklärt Stefan Sauermann.
IES Europe – eine europäische Perspektive
Im Rahmen des internationalen Symposiums fand der Kick-off für die Etablierung einer europäischen Initiative IES-Europe statt. Die Europäische Kommission steuert mit ihrer Digitalisierungsagenda 2020 auf einen einheitlichen digitalen Binnenmarkt zu, grenz- und sektorenübergreifend. „Dieser kann ohne gesicherte Interoperabilität zwischen Systemen niemals funktionieren. Interoperabilität ist nicht nur technologisch auf IT-Ebene zu sehen, sondern auch wirtschaftlich“, erklärt Angela Berger. „Offene Standards unterstützen immer die Verbreitung einer Technologie und Wachstum einer Branche. Als Erfolgsbeispiele der Vergangenheit sind unter anderem die GSM-Technologie im Mobilfunk, das World Wide Web oder das E-Mail zu nennen“, so Berger abschließend.
Quelle: FH Technikum Wien