Meerwasserentsalzungsanlagen machen derzeit vor allem eines: Wasser entsalzen. Zwei Anlagen auf spanischem Territorium sollen Künftig nicht nur Trinkwasser, sondern auch teilweise seltene Metalle liefern, die in Elektronik und zum Bau von Batterien benötigt werden. Lithium, Gallium, Indium und andere Metalle müssen die EU-Staaten fast zu 100 Prozent importieren. Das will Sandra Casas ändern.
Wertvollen »Abfall« nutzen
Im Meerwasser sind zahlreiche Wertstoffe gelöst. Ihre Konzentration ist allerdings so niedrig, dass es sich bisher nicht lohnt, sie zu extrahieren. In Entsalzungsanlagen findet die notwendige Aufkonzentrierung ganz automatisch statt. Alle Inhaltsstoffe werden vom Süßwasser getrennt. Es bildet sich eine Sole, die hochkonzentriertes Salz und eben die Wertstoffe enthält. Diese wird heute einfach zurück ins Meer gepumpt.
„Wir wollen die Metalle aus der Sole extrahieren und auf den Markt bringen“, sagt Casas. Sie ist Expertin für die Behandlung von Wasser und Abwasser im Eurecat-Technologiezentrum. Die Spanierin gehört zum Koordinationsteam von Sea4Value, einem EU-Kreislaufwirtschaftsprojekt, das darauf abzielt, Ressourcen aus Meerwassersole zu gewinnen und zu vermarkten. Daran sind 15 Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus sieben Ländern beteiligt.
Mit neuen Technologien sollen in bestehenden Entsalzungsanlagen auf den Kanarischen Inseln und im spanischen Denia an der Mittelmeerküste Metalle aus der Sole gewonnen werden. Geplant ist die Herstellung von Modulen per 3D-Druck, die bestimmte Metalle quasi magisch anziehen, so wie ein Magnet Eisenspäne. Adsorption wird dieses Verfahren genannt. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von Filtern mit nanofeinen Poren, in denen die Metalle hängen bleiben.
Klimawandel forciert den Bau
Die große Herausforderung: Die heute auf den Märkten angebotenen begehrten Metalle sind relativ billig, weil sie oft ohne Rücksicht auf Umwelt und negative soziale Auswirkungen bergmännisch gewonnen werden. Die Gewinnung der Wertstoffe aus dem Meer muss demnach ähnlich kostengünstig sein. Casas ist hier optimistisch. Sie glaubt an gute wirtschaftliche Perspektiven für Entsalzungsanlagen, deren Zahl in Europa weiter zunimmt, weil 40 Prozent der Bevölkerung in Küstennähe leben und weil Trinkwasser wegen des Klimawandels immer knapper wird.
Quelle: Pressetext