Trotz schwieriger Rahmenbedingung

Rekordgewinne für Autobauer im Jahr 2021

von Siawasch Aeenechi
Foto: © pixabay

Trotz erheblicher Belastungen durch fehlende Halbleiter- und Lieferkettenunterbrechungen haben die 16 größten Autokonzerne der Welt im vergangenen Jahr einen höheren Gewinn erwirtschaftet als je zuvor. Der operative Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 168 Prozent von 50 auf 134 Milliarden Euro.

Die höchsten Gewinne verzeichneten Toyota (24,8 Milliarden Euro), Volkswagen (19,3 Milliarden Euro) und Mercedes-Benz (16,0 Milliarden Euro). Bei den Gewinnmargen hatte hingegen Tesla die Nase vorn: Der kalifornische Elektroautobauer erzielte eine Marge von 12,1 Prozent und lag damit knapp vor BMW und Mercedes-Benz, die jeweils eine Marge von 12,0 Prozent verzeichneten. Während der Pkw-Absatz nur geringfügig – um 1,2 Prozent – zulegte, stieg der Gesamtumsatz der Unternehmen um knapp zwölf Prozent, lag damit aber weiter deutlich – um fünf Prozent – unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
„Es ist bemerkenswert, wie gut die Top-Autokonzerne die Chipkrise im vergangenen Jahr managen konnten. Obwohl der Absatz bei vielen Unternehmen rückläufig ist, hat sich die Gewinnsituation dennoch teilweise hervorragend entwickelt“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Die Priorisierung des Einbaus der mangelnden Chips in hochpreisige und margenstarke Fahrzeuge war eine gute Strategie, um die aktuelle Lieferkettenkrise zu bewältigen. Speziell die Premiumhersteller konnten von den hohen Margen profitieren.“ Speziell die deutschen Konzerne hat die Chipkrise getroffen, der Absatz sank um vier Prozent. Japanische Autobauer haben hingegen ein Absatzplus von fünf Prozent geschafft, die koreanischen Hersteller sogar ein Plus von sieben Prozent. Die US-Konzerne verzeichneten einen Absatzrückgang um ein Prozent. Beim Gewinn hingegen entwickelten sich die deutschen Autobauer mit einem Gewinnwachstum von 136 Prozent insgesamt besser als die japanischen Wettbewerber, die ein Plus von 116 Prozent verzeichneten. Das stärkste Gewinnwachstum vermeldeten allerdings die US-Hersteller, die ihren Gewinn um 339 Prozent steigerten – allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Vorjahresniveau.

Volatile Situation lässt für 2022 kaum Prognosen zu

Der Pkw-Absatz liegt am europäischen Markt noch weit hinter dem Vorkrisenniveau, wie auch die monatliche EY-Analyse zu den Neuwagenzulassungen zeigt. 2022 wird voraussichtlich keine Erholung mit sich bringen, davon geht Preiss aktuell aus: „Die Nachfrage an Autos ist nach wie vor sehr hoch. Deshalb ist es besonders dramatisch, dass die Lieferketten noch immer die große Schwachstelle bilden und die Produktion den hohen Bedarf an Autos aktuell nicht abdecken kann. Es fehlt an verschiedenen Vorprodukten und Rohstoffen – aufgrund der bereits länger andauernden Mangelsituation für Halbleiter und auch durch den Ukraine-Krieg.“ Produktionsausfälle wegen fehlender Zulieferteile, Engpässen und stark steigenden Preisen für Rohstoffe wie Nickel, Palladium und Aluminium sowie Edelgase gefährden die Produktionsziele. „Zwar arbeitet die Branche mit Hochdruck an der Stabilisierung ihrer Lieferketten, das wird aber noch dauern. Die Chipkrise ist noch nicht mal überwunden, schon steht die nächste Krise an, deren Verlauf noch unvorhersehbarer und kaum steuerbar ist. Prognosen für das laufende Jahr sind daher kaum möglich. Die Branche bleibt im Krisenmodus und fährt auf Sicht – die Preise für Neuwagen werden voraussichtlich eher steigen als fallen“, sagt Preiss.

Lieferketten werden neu aufgestellt

Die Corona-Krise, die zu erheblichen Störungen der weltweiten Lieferketten führte, und nun auch der Krieg in der Ukraine: Zwei Katastrophen, die zu enormen menschlichen Leid führen, und zudem auch die bisherige internationale Arbeitsteilung – nicht nur – in der Autoindustrie grundsätzlich in Frage stellen, so Preiss: „Die letzten Jahrzehnte lag der Fokus auf Kostenoptimierung, jetzt muss die Industrie umdenken. Partnerschaftliche Beziehungen mit Lieferanten auf Augenhöhe – das ist jetzt das Ziel. Versorgungssicherheit vor Kostenoptimierung, das steht nun an der Tagesordnung“, fasst Preiss zusammen.
Der Trend gehe aktuell hin zum sogenannten „Backshoring“ und zu einem teilweisen Rückzug aus geografisch weit entfernten Best-Cost-Countries, erklärt Preiss: „Sicher sind die aktuellen Entwicklungen angefangen bei der geopolitischen Ebene bis hin zu Umwelteinflüssen und Naturkatastrophen die Haupttreiber der Lieferkettenprobleme. Langfristig wird aber vor allem auch das Konzept der Kreislaufwirtschaft Einfluss haben, es setzt vielfach räumliche Nähe voraus. Vor diesem Hintergrund werden wir in der Autoindustrie verstärkt regionale Investitionen sehen – nah an den wichtigen Absatzmärkten.“

Quelle: ikp Wien

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