Größten Steigerungen bei Wind und Sonnenstrom

Ökostromerzeugung auch 2017 gestiegen

von David Lodahl

Der Anteil des geförderten Ökostroms am gesamten Stromverbrauch ist in Österreich 2017 im Vergleich zu 2016 erneut gestiegen. Das geht aus dem neuen Ökostrombericht der Regulierungsbehörde E-Control hervor, der bei einem Pressegespräch in Wien präsentiert wurde. Demnach hat sich der Anteil des geförderten Ökostroms von 16,8 Prozent im Jahr 2016 auf 17,9 Prozent im Jahr 2017 erhöht.

Dabei stieg die von der OeMAG abgenommene Strommenge um acht Prozent von 9.770 Gigawattstunden (GWh) auf 10.528 GWh. Nach 58.184 GWh im Jahr 2015 betrug die gesamte Stromabgabe an Endverbraucher im Bezugsjahr 2017 58.872 GWh. „Der Ökostromanteil ist erneut deutlich gestiegen, auch wenn vermehrt Altanlagen aus dem Fördersystem ausscheiden“, sagt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Gefördert werden weiterhin bestimmte Ökostromtechnologien mittels staatlich garantierter Einspeisetarife, also fixen Abnahmepreisen für den Strom.

Wind konnte am stärksten zulegen

Die größte Steigerung in absoluten Zahlen gab es im Jahr 2017 im Bereich der Windkraft gefolgt von der Photovoltaik. Aus Windkraftanlagen wurde um 17 % mehr Strom abgenommen, was in Summe 5.746 GWh (+814 GWh) bedeutet hat. Die abgenommene Menge im Bereich der Photovoltaik stieg um 15 % auf 574 GWh (+74 GWh). Im Bereich der Kleinwasserkraft kam es trotz konstanter installierter Leistung zu einem Rückgang der abgenommenen Menge um 8 % auf 1.625 GWh (-148 GWh). Die abgenommenen Mengen im Bereich der rohstoffabhängigen Technologien blieb konstant. „Wie in den letzten Jahren ist die Steigerung erneut von den rohstoffunabhängigen Technologien getrieben.“, hält Urbantschitsch fest.

Eine Milliarde Euro Ökostromvergütung, aber……

Die gestiegenen Ökostrommengen spiegeln sich auch in den gestiegenen Förderkosten wider. Dabei stieg das im Jahr 2017 ausbezahlte Vergütungsvolumen um 10 % auf 1,1 Mrd. EUR (+98 Mio. EUR). Das Vergütungsvolumen ist die Summe der ausbezahlten Einspeisetarife und enthält somit den Marktwert des abgenommenen Stroms. Das Unterstützungsvolumen, welches die Förderung über dem Marktwert widerspiegelt, belief sich im Jahr 2017 auf 860 Mio. EUR. „Hierbei kommt der leicht gestiegene Marktpreis dem Endkunden zugute. Verglichen mit 2016 ergibt sich dadurch ein positiver Effekt von 22 Mio. EUR“, so Urbantschitsch. Der den Berechnungen zugrunde gelegte Marktpreis stieg dabei von 29 auf 31 Euro pro Megawattstunde.

…..rückläufiges Unterstützungsvolumen für 2018

Neben einem steigenden Großhandelspreis wird aufgrund des vermehrten Ausscheidens von Ökostromanlagen aus dem Fördersystem mit einem rückläufigen Unterstützungsvolumen gerechnet. Entscheidend ist hierbei jedoch, wie sich die zusätzlichen Mittel für den Abbau der Wartelisten verteilt. Laut einer ersten Prognose ist im Jahr 2018 bei einem Marktpreis von 33 Euro pro Megawattstunde und einem Rückgang der abgenommenen Mengen auf ca. 10.000 GWh mit einem Unterstützungsvolumen von ungefähr 770 Mio. EUR zu rechnen.

Ökostromkosten für Haushalte gesunken

2017 betrugen die Ökostromförderkosten für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden rund 100 Euro im Jahr inklusive Steuern. „Heuer werden die Ökostromförderkosten aufgrund der neu festgelegten Ökostrompauschale und des Ökostromförderbeitrags auf rund 90 Euro brutto sinken“ so Urbantschitsch.

Geförderter Ökostrom sparte bis zu 11 Mio. t CO2

Ein Eckpunkt der Förderung von Strom aus Erneuerbaren ist die Vermeidung von CO2, was den zentralen Nutzen und Beitrag zur Energiepolitik darstellt.“, so Urbantschitsch. Aufgrund der gestiegenen Menge an abgenommenem Ökostrom auf 10.528 GWh konnten laut Berechnungen der E-Control im Jahr 2017 bis zu 11 Mio. t CO2 eingespart werden. „Wäre besagte Ökostrommengen in Gas- und Dampfkraftwerken produziert worden, wären die CO2-Emissionen um 4,6 Mio. t CO2 höher gewesen. Im Vergleich zu Braunkohlestrom beträgt die Einsparung besagte 11 Mio. t CO2.“, erläutert Urbantschitsch.

100 % Strom aus Erneuerbaren

Die #mission2030 sieht vor, dass die Stromaufbringung bis 2030 zu 100 % (national bilanziell) aus erneuerbaren Quellen erfolgen soll. Um dieses Ziel erreichen zu können, wird der Ausbau massiv ansteigen müssen, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt des stetig steigenden Stromverbrauchs. Wesentlich sind dabei vor allem auch die Themen »Versorgungssicherheit« und »Leistbarkeit«. „Klar ist, die Realisierung des 100%-Zieles wird kein Selbstläufer. Auf Basis der Erfahrungswerte müssen die Rahmenbedingungen ehest möglich geschaffen bzw. umgesetzt werden – die Geschwindigkeit ist nun entscheidend.“, ist Urbantschitsch überzeugt. Und Andreas Eigenbauer, Vorstand der E-Control, ergänzt: „Aber die Zielsetzung ist absolut ein Schritt in die richtige Richtung. Alleine das in der #mission2030 festgeschriebene Vorhaben sorgt für enorme positive Impulse, die als Chance genutzt werden sollten.

Österreich hat traditionell hohen Ökostromanteil

Österreich verfügt traditionell über einen hohen Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung. Nach ersten Auswertungen stieg der Anteil des Ökostroms (inländische Erzeugung) am Stromverbrauch von 71 % auf rund 74 % im Jahr 2017. Dieser Anteil umfasst den gesamten Ökostrom, also sowohl den im Ökostrombericht erfassten Ökostrom, der mit Fördermitteln unterstützt wurde, als auch Ökostrom ohne Förderungen, wie etwa Strom aus großen Wasserkraftwerken.

Versorgungssicherheit

Die Themen Ökostromausbau und Versorgungssicherheit sind eng miteinander verbunden. Eine Modellberechnung der E-Control für 2030 ergab basierend auf der Energieaufbringung der letzten fünf Jahre, dass in den Wintermonaten neben 1.500 GWh aus Wärmekraftwerken ein Importbedarf von 1.000 GWh pro Woche bestehen wird. Gleichzeitig würden sich aufgrund des 100%- Zieles im Sommer wesentliche Exportüberschüsse ergeben, um etwaige Importe bzw. die Erzeugung aus kalorischen Kraftwerken bilanziell ausgleichen zu können. Weiters zeigt es sich, dass Importmöglichkeiten in Zukunft nicht mehr unlimitiert vorhanden sein werden. So geht etwa aus diversen Energiestrategien und Plänen verschiedenster Länder hervor, dass sich Exportmöglichkeiten heutiger Lieferanten teilweise dramatisch reduzieren könnten. „Wir sprechen hier zum Beispiel von Deutschland, Frankreich oder Tschechien. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass Erdgas auch künftig für die Versorgungssicherheit notwendig sein wird.“, so Eigenbauer.

Die Zukunft der Ökostromförderung

Sowohl die Leitlinien für staatliche Umweltschutz- und Energiebeihilfen 2014-2020 als auch der Kompromissentwurf zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie machen klar, dass das Fördersystem in Österreich fundamental angepasst werden muss. Im Mittelpunkt stehen dabei marktbasierte Instrumente zur Förderung selbst (z.B. ein Premium neben dem Marktpreis), aber auch marktbasierte Instrumente hinsichtlich der Vergabe (z.B. Auktionen) von Fördermitteln. Unbestritten ist, dass für die Zielerreichung bis 2030 alle verfügbaren Technologien genutzt werden müssen. „Bei dieser Umstellung würde es sich um den größten Umbruch seit Einführung der bundesweiten Förderung handeln. Und eine wichtige Frage, die es zu beantworten gilt, lautet, inwieweit eine entsprechend hohe Ausbaugeschwindigkeit erreicht werden kann. Die Integration in den Strommarkt unter Berücksichtigung der Sektorkopplung und der Versorgungssicherheit wird entscheidend für die Erreichung des 100 % Ziels sein.“, so Eigenbauer abschließend.

Quelle: APA

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