Fake-News? Feuerwehr greift bei Unfall mit Elektroauto nicht ein!

Entwarnung: Einsatzkräfte sind geschult

von Thomas Buchbauer

ÖAMTC und ADAC knackten einen Opel Ampera-e, um herauszufinden, ob der Stromer im Falle einer notwendigen Personenbergung aus dem Fahrzeug für die Sicherheitskräfte gefährlich ist.
Aufmacherfoto: ÖAMTC
Horrormeldungen, wonach die Feuerwehr bei einem Unfallwagen, der sich am Unfallort als Elektroauto entpuppt, nicht oder nur zögerlich eingreift, weil die Einsatztruppe nicht weiß, wo die hydraulische Schere bzw. das Spreizgerät anzusetzen ist, stellen sich spätestens jetzt als haltlos heraus. ÖAMTC und ADAC führten einen Praxistest durch, empfehlen den Elektroauto-Besitzern allerdings das Mitführen einer Rettungskarte.

Rettungskarte mitführen!

Auch wenn die Anzahl an reinen Elektro-Autos in Österreich mit rund 13.000 Stück noch überschaubar ist, wird deren Sicherheit bei den ÖAMTC-Crashtests regelmäßig untersucht.
Auch der ADAC trägt seinen Teil in Deutschland dazu bei – ADAC-Vizepräsident für Technik, Thomas Burkhardt, dazu: „Mit der zunehmenden Zahl von Elektroautos auf den Straßen werden auch Unfälle und Rettungsaktionen dieser Art steigen. Wir bereiten uns aktiv darauf vor. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur künftigen Personenrettung und zum Schutz der Einsatzkräfte.“
Die beiden Autofahrerclubs nahmen nun den Opel Ampera-e, der im September 2017 mit leichten Schwächen bei Kindersicherheit und Heckaufprall vier von fünf Sternen erreichte unter die Lupe. Dabei stellten Komponenten wie die Batterie, die praktisch den gesamten Unterboden einnimmt, jedoch kein Sicherheitsrisiko dar.
„Kommt es zu einem Unfall, sind speziell bei E-Autos aber nicht nur aktive und passive Sicherheit des Autos gefordert“, weiß ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. „Mindestens genauso wichtig ist, dass die Rettung der Insassen rasch und ohne Gefährdung von Personen innerhalb und außerhalb des Fahrzeuges möglich ist.“ Die beiden Clubs haben daher getestet, ob bewährte Methoden, ein verunfalltes Fahrzeug zu öffnen und Insassen zu bergen, auch beim Ampera-e gefahrlos funktionieren.

Herkömmliches Bergewerkzeug funktioniert ohne Probleme

Der Elektroantrieb des Opel Ampera-e konnte durch die Rettungskräfte sicher deaktiviert werden. Auch der Schneideversuch mit der hydraulischen Schere zeigt, dass es ohne Probleme möglich ist, das Fahrzeug zu zerschneiden, um verunfallte Insassen zu retten. Gleiches gilt für die üblichen Spreizgeräte, mit denen man Fahrzeug-Strukturen wegdrücken kann. Und auch die Erweiterung des Fußraumes ist sowohl nach vorn als auch nach oben möglich. Das Fazit des ÖAMTC-Experten: „Im Wesentlichen unterscheidet sich die Karosserie kaum von derjenigen eines konventionellen Fahrzeuges.“
Aber auch wenn das übliche Bergewerkzeug eingesetzt werden kann, müssen Retter zunächst bedenken, dass das Fahrzeug sehr komplex ist. „Neben den auch in herkömmlichen Fahrzeugen vorhandenen Strukturen und Bauteilen wie Airbag oder Gasgenerator, macht es auch der elektrische Antrieb des Autos notwendig, vorsichtig und gut informiert ans Werk zu gehen“, gibt der ÖAMTC-Cheftechniker zu bedenken. „Allerdings müssen die Rettungskräfte speziell auf den sicheren Umgang mit potenzieller Hochspannung vorbereitet sein“, heißt es von Seiten des ADAC.
„Es ist jedoch speziell bei E-Autos wichtig, dass eine Rettungskarte an Bord ist. Nur so können Rettungskräfte bei einem Unfall wissen, wie sie mit dem Fahrzeug umgehen müssen.“ Die Rettungskarte zeigt auf einen Blick, wo Hochvoltkomponenten verbaut sind und an welchen Stellen das Fahrzeug gefahrlos aufzuschneiden ist. Dies minimiert im Ernstfall den Zeitverlust und die Risiken für die Rettungskräfte.
Bereits 2014 hat der ADAC zusammen mit der Berufsfeuerwehr Augsburg Schneideversuche an einem BMW i3 unternommen. Auch bei diesem Elektroauto gab es damals keine Materialprobleme bei der sogenannten technischen Rettung. Der BMW i3 ist aus Carbon-Faserstoff (CFK), der Opel Ampera-e dagegen aus Stahl hergestellt.
Im Rahmen der Unfallforschung hat der ADAC mehr als 17.000 Pkw-Unfälle untersucht, bei fast 3.000 davon war eine technische Rettung notwendig.
Alle Infos dazu gibt es unter www.oeamtc.at/rettungskarte.

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