Auch Einfamilienhausbesitzer können ihren Beitrag zur Energiewende leisten und somit zu einer nachhaltigen Energieversorgung durch erneuerbare Energien beitragen. Alle nötigen Informationen dazu sollen sich die Konsumenten von den Elektrotechnikern ihres Vertrauens holen können. Sonepar hat sich daher zum Ziel gesetzt, all jene Elektrotechniker, die sich für die Zukunft rüsten wollen, in Bezug auf die wichtigsten Energiethemen zu schulen. So sollen sie den Konsumenten die bestmöglichen Lösungen für ihre Einfamilienhäuser anbieten können.
Interview: Thomas Graf-Zoufal, Text: Lisa-Maria Trummer
Beim sogenannten »Energiehaus«, das im Sonepar-Schauraum in der Kirchstetterngasse in 1160 Wien besichtigt werden kann, steht die Gesamtlösung im Vordergrund. Die verschiedenen im Haus eingesetzten Energiekomponenten sollen miteinander kommunizieren können, um eine Energieversorgung im Einfamilienhaus zu gewährleisten, die so effizient wie möglich ist. Wie so eine effiziente Energieversorgung im Einfamilienhaus in Zukunft aussehen kann und was man über die Energiewende wissen muss, erklärten uns Christopher Koschler, Leitung Produktmanagement EE & HVAC, und Alen Djukic, Produktmanagement EE & HVAC, im exklusiven Gespräch. Aber lesen Sie selbst…
Was ist Ihre Aufgabe bei Sonepar, Herr Koschler? Können auch Sie sich kurz vorstellen, Herr Djukic?
Christoph Koschler: Ich bin im Produktmanagement für den gesamten Bereich »Erneuerbare Energien« zuständig. Dazu gehören auch die Themen Heizung, Lüftung und Klimatechnik.
Alen Djukic: Christopher Koschler hat den Aufgabenbereich geteilt, weil die Workload zu groß geworden ist, dass für die Sparte »Erneuerbare Energien« zwei Produktmanager benötigt werden. Ich bin in einer Hybridfunktion auf der einen Seite im Bereich Produktmanagement und auf der anderen Seite auch im Vertrieb beschäftigt.
Sind Sie mit Ihren Produkten und Systemen Teil der Energiewende?
Koschler: Die Energiewende ist ein sehr strapaziertes Wort und aus meiner Sicht auch eine Worthülse, die mit Leben gefüllt werden muss. Wir müssen auf jeden Fall weg von fossilen Energieträgern. Der Weg in Richtung erneuerbare Energie oder in Richtung saubere Energie ist extrem schwierig. Es gibt viele Hürden und es muss sich noch einiges verändern. Das Ganze ist viel komplexer, als es im ersten Moment den Anschein macht. Der Atom- und Kohleausstieg ist das Ziel – man hat aber noch keine konkrete Idee, wie man wirklich eine saubere Energieversorgung auf Basis der erneuerbaren Energien zustande bringt. Im Haus wird sehr viel Strom und Energie verbraucht – deswegen sehen wir genau hier ein großes Potenzial für die Energiewende. Bis dato gibt es noch kein schlüssiges Gesamtkonzept, das die Energiewende im Wohnhausbau ermöglicht. Deshalb ist unser Ansatz, in diesen kleineren Teilen, in denen wir tätig sind, eine Lösung anzubieten.

„Die Energiewende beginnt im privaten Bereich, weil das der größte Hebel ist, den wir als Einzelpersonen zur Verfügung haben“, erklärt Christopher Koschler, Leitung Produktmanagement EE & HVAC
Kann man daher sagen, dass die Energiewende im kleinen, privaten Einfamilienhausbereich beginnt? Was gehört hier alles dazu?
Koschler: Definitiv – die Energiewende beginnt im privaten Bereich, weil das der größte Hebel ist, den wir als Einzelpersonen zur Verfügung haben. Im Einfamilienhausbereich muss Energie zunächst vernünftig erzeugt werden. Beispiele hierfür sind Photovoltaik, Kleinwasserkraft oder Windenergie, wobei Photovoltaik bei uns im Mittelpunkt steht. Man muss den Strom vernünftig speichern und dabei halten wir von Sonepar nicht nur an der Batterie als Stromspeicher fest. Warum nicht? Es gibt im Wohnhaus auch andere Methoden, mit denen Energie quasi zum Nulltarif gespeichert werden kann – z. B. Warmwasser und Estrich. Der Estrich hat eine sehr hohe Speicherkapazität und ist kosteneffizient, weil er schon vorhanden ist. Damit wird kein zusätzlicher Abfall produziert, der schwer recyclebar ist. Das Thema Batterie muss noch ein bisschen weiter gedacht und entwickelt werden. Wichtig ist im Einfamilienhausbereich auch ein »zentrales Gehirn«, das die Energie im Haus steuert – wo verwende ich welchen Strom? Durch die Energiewende werden in den Häusern intelligente Systeme notwendig. Ich spreche hier von einem Steuergerät, das bestimmt, zu welchem Zeitpunkt die jeweiligen Verbraucher am besten mit Strom versorgt werden.
Djukic: Die Lösung heisst nicht, dass man sich ein Elektroauto kauft und meint, damit schon etwas für die Energiewende getan zu haben. Das beginnt woanders. Es reicht nicht, mit dem Elektroauto in den Supermarkt zu fahren. Dort muss man sich auch überlegen, wo das Gemüse oder das Obst, das man kauft, herkommt. Die Nachhaltigkeit und ihre Bedeutung muss dem Konsumenten bewusst werden.
Wenn tageszeitabhängige Stromtarife in Kraft treten, wird sich das voraussichtlich verändern. Die Leute werden sich dann sehr schnell mit diesem Thema beschäftigten, weil es Einfluss auf die Geldbörse hat.
Koschler: Beim Strom stimmt das. In Österreich verzeichnet aber das Durchschnittshaus einen sehr hohen Heizwert. 60 bis 70 % der Gesamtenergie in einem Haus gehen im Durchschnitt in die Heizung (und nicht in den Strom). Im Neubau ist der Prozentsatz natürlich geringer. Der Heizungsenergieverbrauch ist also sehr hoch und der größte Hebel ist hier die Art der Heizung, und nicht in erster Linie der Stromverbrauch im Haus.
Um ein Haus intelligent zu machen, benötigt man also ein Smart Home?
Koschler: Genau. Wir beginnen hier mit dem Thema erneuerbare Energie. Dabei konzentrieren wir uns in unserer Sparte auf Stromerzeugung durch Photovoltaik, Stromspeichersysteme (Batterie, Warmwasser und andere) und Energiemanagement, sprich Smart Fox oder MyPV. Bei der Energiewende ist auch der Energieverbrauch ein wichtiger Punkt. Hier wird die Elektroheizung – in welcher Form auch immer – eine große Rolle einnehmen. Klimatisierung ist ein weiteres Thema, das bei der Energiewende zu beachten ist. Die Anzahl der Hitzetage mit mehr als 30°C hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Wohnraumlüftung wird durch dichtere Häuser auch eine immer bedeutendere Alternative. Wenn ein Haus gebaut wird, das unter 25 kWh/m²/a Energie verbraucht oder bei dem der Energieverbrauch sehr niedrig ist, muss eine Wohnraumlüftung eingebaut werden. Auch die Elektromobilität spielt in Zukunft eine Rolle. So soll der Strom zur Verfügung stehen, wenn ich mein Auto laden muss und so viel Strom wie möglich selbst verbraucht werden. Der Durchschnittsendverbraucher bezahlt in Österreich 16 bis 18 Cent für die Kilowattstunde Strom. Wenn der Konsument Strom verkauft, erhält er nur zwei bis vier Cent pro Kilowattstunde. Wir sprechen hier von dem Bereich, der den Energiefluss betrifft – hier muss man ansetzen und den Energiefluss optimieren.
Djukic: Wir denken, dass die Haustechnik der Treiber sein muss für diese Entwicklung im Bereich »Energiehaus«. Denn man versucht natürlich, so weit wie möglich autark zu werden. Die Energie, die ich im Haus verbrauche, brauche ich nicht einzuspeisen oder zuzukaufen. Und dafür muss das Haus intelligent sein. Und Intelligenz heißt einerseits, dass es in dem Moment intelligent sein kann, dass es selbst Entscheidungen trifft, andererseits, dass der Nutzer es immer noch steuern muss. Weil den Nutzer dürfen wir in der ganzen Geschichte auf keinen Fall vergessen. Das Haus intelligent zu machen, ist heutzutage absolut kein Problem mehr. Über 70 % des Energieverbrauchs im Gebäude gehen für Warmwasser und Heizung drauf. Das ist ein Potenzial, das ich direkt jetzt heben kann. Also nicht nur im Neubau, sondern vor allem auch in der Sanierung.
Wie können derartige Geräte konsumentengerecht erklärt werden?
Koschler: Ein ganz einfaches Gerät ist der sogenannte Smartfox – ein Energiemanagementsystem, das Energie aufzeichnet und somit den Stromverbrauch bewusst macht. Denn wir haben bemerkt, dass die wenigsten Konsumenten wissen, wie viel Energie sie im Haus verbrauchen. Das ist eines der größten Mankos. Es muss zwischen Strom und Energie differenziert werden. Energie bedeutet z. B. Heizen (Gas, Öl usw.) und davon zu unterscheiden ist der reelle Stromverbrauch. Beides ist im Bewusstsein der Menschen. Aber sie sehen nur, wie viel das Ganze kostet, nicht wann sie wo wie viel verbrauchen.
Wie gehe ich als Konsument vor, wenn mein Elektrotechniker mir bei diesem Thema nicht weiterhelfen kann? Wie sieht das Ganze in Zukunft in der Praxis aus?
Koschler: Wir bereiten gerade Unterlagen für den Elektrotechniker vor, der das von uns beschriebene Haus – das »Energiehaus« – errichten kann. Gemeinsam mit einer Schulungsserie werden wir herausfinden, welche Elektrotechniker bereit sind, in ihre Ausbildung zu investieren und darüber hinaus in der Lage sind, diese hochwertigen Häuser mitzubauen und zu errichten. Wir wollen dem Elektrotechniker die Werkzeuge und das Wissen an die Hand geben, die er benötigt, damit er für die Energiewende gerüstet ist.
Kann ich als Konsument auch direkt mit Sonepar in Kontakt treten oder ist der Elektrotechniker der Ansprechpartner?
Koschler: Der Ansprechpartner ist und bleibt der Elektrotechniker.
Wird ein Elektrotechniker alle Bereiche der Energiewende abdecken können oder gibt es von Sonepar auch Anleitungen zu Kooperationen auf gewissen Gebieten?
Koschler: Sonepar hat den Schauraum im 16. Wiener Gemeindebezirk errichtet. Das Ziel dieser Ausstellung ist es, die Elektrotechnik sichtbar zu machen. In Konsumentenkreisen wird Elektrotechnik bisher nur als Kabel in der Wand verstanden, Schalter und Steckdosen waren das einzig Sichtbare an der Elektrotechnik. Das wollen wir ändern. Im Schauraum gibt es viele verschiedene Themen – eines davon ist das »Energiehaus«. In diesem kann man die Produkte sehen und wo sie eingesetzt werden. Sonepar hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, in einer Schulungsserie zertifizierte Elektrotechniker auszubilden, die danach über mehr Fachwissen verfügen. Die Schnittstelle zum Konsumenten muss aber der Elektrotechniker bleiben. Wir stehen den Elektrotechnikern dabei jederzeit als Backup zur Verfügung.
Geht man als Konsument heutzutage auf Häuslbauermessen und entdeckt interessante Produkte, versuchen manche der Elektrotechniker davon zu überzeugen, dass die konventionelle Variante die bessere und billigere ist. Wo kann ich als Konsument in Erfahrung bringen, wer die Produkte der Energiewende anbietet?
Koschler: Grundsätzlich sind wir immer offen dafür, einen Konsumenten an unsere zertifizierten Elektrotechniker zu verweisen. Die Beratungsleistung werden wir nicht übernehmen. Wir empfehlen auch Elektrotechniker, die bereit sind, sich weiterzubilden und das »Energiehaus« vollumfänglich umsetzen können, weiter. Wichtig ist, dass nicht bei jedem Konsumenten jede Maßnahme sinnvoll ist.
Welche Faktoren führen das »Energiehaus« zum Erfolg? Konsumenten sollen ja zufrieden mit ihrer Lösung sein.
Koschler: Wir haben im »Energiehaus« Produkte zusammengestellt, die miteinander arbeiten können. Das ist ein schlüssiges abgerundetes Konzept. Wir wissen, dass z.B. die Wallbox mit dem Energiemanagementsystem kommunizieren kann und der Stromfluss im Haus – die Kompatibilität – gewährleistet ist.

„Es sollen Lösungen entstehen, die wirklich dem Konsumenten weiterhelfen – individualisiert und persönlich abgestimmt mit einer seriösen Beratung und Information“, ist sich Alen Djukic, Produktmanagement EE & HVAC, sicher.
Djukic: Wenn Sie heute bauen, müssen Sie berücksichtigen, dass Sie nicht für 5 oder 10 Jahre bauen, sondern mindestens für 20, 30, oder 50 Jahre und da muss man sich eben einige Fragen stellen. Und es ist mit Sicherheit so, dass die Ansprüche an das Gesamtsystem weiter steigen werden. Die Gebäudehülle wird immer dichter, da haben wir langsam das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Energieeinsparung wird immer mehr. Wir wollen für unsere Elektrotechniker und Kunden die ideale und perfekte Lösung schaffen. Deshalb haben wir uns ein Konzept überlegt, welches wir die letzten Monate und Jahre in Österreich entwickelt haben. Es geht darum, die einzelnen Produkte im Bereich erneuerbare Energien zu verknüpfen und anschaulich darzustellen, um dem Elektrotechniker zu helfen, auch Stromheizungen und Warmwasser-Produkte zu verkaufen.
Die Herausforderung ist, für die Zukunft wirklich gerüstet zu sein und möglichst viel Energie selbst zu produzieren und selbst zu verbrauchen. Die bereits überlasteten Netze sollen nicht weiter belastet werden. Man will so weit wie möglich unabhängig vom Stromanbieter werden.
Djukic: Das versuchen wir in unserer »Energiehaus«-Koje zu thematisieren und etwas genauer zu veranschaulichen: nämlich die Energieerzeugung am Gebäude. Die Photovoltaikanlage zu berücksichtigen und zu realisieren ist bei einem Einfamilienhaus schon selbstverständlich. Aber damit muss ich auch umgehen können, den Strom nicht irgendwo im Netz loszuwerden, sondern den Strom im eigenen Gebäude gleich zu verbrauchen. Wir machen uns darüber Gedanken und überlegen uns Konzepte dafür. Und wenn ich weiss, dass so ein bebauter Raum immer teurer wird, dann muss ich mir auch überlegen, kompakte Geräte zu verbauen: Be- und Entlüftung, Heizung und Warmwasserbereitung.
Wir reden hier von einer Vorreitergruppe in unserer Gesellschaft.
Djukic: Diese Gruppe wird uns am Ende des Tages aber auch voranbringen. Woran scheitert es z.B. bei der Elektromobilität? Wir haben darüber sinniert, warum sich eine derartige Technologie nicht schneller am Markt durchsetzen kann. Wann ruht eine Technologie? RIP: Der Buchstabe R steht für Reichweite, der Buchstabe I für Infrastruktur und P für Preis. Wenn eines dieser Themen nicht passt, ist man eher verhalten, in diese Technologie zu investieren. Dann wartet man ab.
Koschler: Wenn wir über das Thema »Energiehaus« sprechen, denken die meisten daran, dass man mit dem Strom den Staubsauger oder das Haushaltsgerät steuert. Der wichtige Punkt ist, dass der Konsument lernen muss und darauf sensibilisiert werden muss, wo man den Strom wann zu Hause benötigt. So hat ein Standby-Gerät mit 2 Watt in der Stunde mehr Stromverbrauch im Jahr als der Staubsauger – derartige Themen müssen herausgearbeitet werden. Wir möchten, dass der Konsument versteht, wann wie viel Strom benötigt wird. Wie viel Strom benötige ich zu Hause überhaupt und wie viel Energie benötigt meine Heizung? Unser Ansatzpunkt ist, bei diesen Basisthemen zu beginnen und das Wissen der Bevölkerung zu vermitteln.
Wer macht das?
Koschler: Wir sind der Meinung, dass wir das nur in unserem Umfeld am besten lösen können. Das bedeutet, dass wir den Elektrotechniker ausbilden werden und ihm Instrumente an die Hand geben werden, damit er die Informationen unter die Bevölkerung bringen kann. Denn jeder, der ein Haus besitzt, benötigt dieses Wissen, weil damit Geld gespart und die Umwelt entlastet werden kann. Die meisten Elektrotechniker sind der Ansicht, dass die Umwelt für viele Konsumenten keine große Rolle spielt. Der Konsument muss mit einfachen Erklärungen abgeholt werden – so muss man ihm unter anderem erklären, wann er wie viel Strom benötigt. Denn jede eingesparte Kilowattstunde bringt dem Konsumenten und der Umwelt einen Nutzen.
Der Job von Sonepar ist es also, das Wissen zu bündeln – Unterlagen, Informationen, Schulungen für den Elektrotechniker zur Verfügung zu stellen und das »Google« des Elektrotechnikers zu werden. Gleichzeitig soll der Elektrotechniker mit seinem Kunden den Schauraum besuchen, wo man Elektrotechnik anschau- und begreifbar machen kann. Sie wollen also den Elektrotechniker besser machen, ein Wissensdepot schaffen, Systeme bündeln – um für diejenigen, die hier Vorreiter sein wollen bzw. mitmachen wollen, ein intelligentes Haus zu haben, das alle Stücke spielt. In diesem Haus wird Energie richtig eingesetzt und die verschiedenen Komponenten kommunizieren miteinander.
Koschler: Es sollen Lösungen entstehen, die wirklich dem Konsumenten weiterhelfen – individualisiert und persönlich abgestimmt mit einer seriösen Beratung und Information.
Herr Koschler und Herr Djukic, vielen Dank für das Interview!