Nachhaltiges Lithium aus Deutschland:

Erste Produktion von Lithiumhydroxid in Europa gestartet

Nachhaltiges Lithium aus Deutschland:

von Nakisa Kaltenbach

Vulcan Energy Resources hat in Frankfurt-Höchst erstmals nachhaltiges Lithiumhydroxid für Batterien produziert – ein Meilenstein für die europäische Wertschöpfungskette in der Elektromobilität. Die Anlage ist Teil einer integrierten, klimaneutralen Lieferkette auf Basis geothermischer Energie.

Lithiumhydroxid spielt eine Schlüsselrolle bei der Herstellung moderner Hochleistungsbatterien für Elektrofahrzeuge. Bislang war Europa auf Importe aus Südamerika, Australien und China angewiesen – verbunden mit langen Transportwegen und klimapolitischen Fragezeichen. Mit der ersten vollständig regionalen Produktion von Lithiumhydroxid durch Vulcan Energy Resources im Industriepark Frankfurt-Höchst beginnt nun ein neues Kapitel: Die kritische Batterierohstoffversorgung wird nicht nur nachhaltiger, sondern auch geopolitisch unabhängiger. Gleichzeitig zeigt das Projekt, welches Potenzial in der Kombination aus Geothermie, innovativer Verfahrenstechnik und europäischem Know-how steckt.

Modernes Forschungslabor mit Mikroskop, Laptop, Reagenzgläsern und Laborglas auf einem Labortisch.

Im Labor beginnt die Zukunft der Batterietechnologie: Europäische Forschung entwickelt neue Materialien wie Lithiumhydroxid und alternative Zellchemien. (Bild: www.pixabay.com)

Lithiumhydroxid: Schlüsselelement für die nächste Akkugeneration

Moderne Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen – insbesondere mit nickelreichen Kathoden wie NCM811 oder NCA – benötigen Lithiumhydroxid (LiOH) als Basisrohstoff. Im Vergleich zum häufig eingesetzten Lithiumcarbonat bietet LiOH bessere thermische Eigenschaften und ist für leistungsstarke Zellchemien essenziell, die längere Reichweiten, kürzere Ladezeiten und eine höhere Zyklenfestigkeit ermöglichen.

Die internationale Nachfrage nach Lithiumhydroxid wächst rasant. Laut Benchmark Mineral Intelligence könnte sie bis zum Jahr 2030 auf über zwei Millionen Tonnen jährlich steigen – mehr als das Fünfzehnfache der aktuellen Produktionsmenge. Über 70 Prozent davon werden für die Elektromobilitätsbranche benötigt. Namhafte Fahrzeughersteller wie Tesla, BMW, Volkswagen oder GM investieren bereits gezielt in Lieferverträge und Projekte, die auf LiOH-basierte Kathodenmaterialien setzen.

Integrierte Lieferkette aus deutscher Geothermie

Vulcan Energy Resources, ein deutsch-australisches Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe und Perth, verfolgt mit dem Projekt „Zero Carbon Lithium“ ein einzigartiges Konzept: Lithiumgewinnung aus geothermischer Sole – mit Energie aus der Geothermie selbst. Bereits im April 2024 begann die Extraktion von Lithiumchlorid in der Lithiumextraktionsanlage (LEOP) in Landau. Im November 2024 wurde in Frankfurt-Höchst schließlich die erste Charge Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) in der neu errichteten CLEOP-Anlage produziert.

Damit wurde erstmals in Europa nachhaltiges Lithiumhydroxid vollständig innerhalb einer regionalen, integrierten Lieferkette hergestellt – ohne fossile Energiequellen und mit einem minimalen CO₂-Fußabdruck. Die Nähe zu europäischen Zellfabriken und Automobilstandorten macht das Verfahren besonders attraktiv für Hersteller, die auf kurze Wege und Nachhaltigkeit setzen.

Weißes Elektroauto wird an einer öffentlichen grünen Ladestation aufgeladen.

Moderne Elektrofahrzeuge mit Lithiumhydroxid-Batterien laden schneller und fahren weiter – künftig mit Batterierohstoffen direkt aus Europa. (Bild: www.pixabay.com)

Forschung, Kreislaufwirtschaft und strategische Perspektiven

Die nachhaltige Lithiumproduktion ist eng mit aktuellen Forschungsschwerpunkten verknüpft. Themen wie Direct Lithium Extraction (DLE), Urban Mining, das Recycling von Altbatterien oder alternative Kathodenmaterialien – beispielsweise auf Basis von Silizium oder eisenhaltigen Verbindungen – gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig entstehen Geschäftsmodelle rund um 3D-Drucktechnologien mit Batteriekomponenten, Second-Life-Konzepte und softwaregestützte Energiemanagementsysteme.

Die Produktion von Lithiumhydroxid aus europäischen Quellen trägt somit nicht nur zur Versorgungssicherheit bei, sondern stärkt auch die Innovationskraft und Industriepolitik Europas. Die geplante Jahreskapazität von 24.000 Tonnen LHM ab 2027 könnte zur Ausrüstung von rund 500.000 Elektrofahrzeugen ausreichen. In einem Marktumfeld mit zunehmendem globalem Wettbewerb um kritische Rohstoffe bietet dies einen klaren Standortvorteil.

Bedeutung für die Elektromobilitätsbranche

Die ersten Kilogramm Lithiumhydroxid aus Frankfurt markieren einen wichtigen Meilenstein: Die europäische Batteriewertschöpfungskette wird robuster, klimafreundlicher und unabhängiger. Für Unternehmen der Elektromobilitätsbranche eröffnet das neue Chancen – sowohl technologisch als auch wirtschaftlich. Auch Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren langfristig: durch stabilere Preise, mehr Nachhaltigkeit und eine transparente Herkunft der eingesetzten Materialien.

Die erfolgreiche Inbetriebnahme der Lithiumhydroxid-Produktion in Frankfurt-Höchst zeigt, dass Europa in der Lage ist, zentrale Rohstoffe für die Mobilitätswende selbst und nachhaltig zu gewinnen. In einem Umfeld wachsender geopolitischer Herausforderungen und steigender Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist dies ein bedeutender Schritt. Projekte wie jenes von Vulcan Energy Resources werden künftig eine zentrale Rolle bei der Entwicklung eines resilienten und klimaneutralen Mobilitätssystems spielen – ganz im Sinne einer nachhaltigen europäischen Industriepolitik.

Weitere Informationen auf: www.v-er.eu/de

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