Mattes: „EU-Vorschläge für Lkw-CO2-Regulierung zu ehrgeizig“

VDA mit CO₂-Regulierung nicht zufrieden

von David Lodahl

Der EU-Umweltministerrat hat am 20.Dezember 2018, seine Position für eine künftige europäische CO2-Regulierung für schwere Nutzfahrzeuge festgelegt. Die Minister sprachen sich dabei im Wesentlichen für die bereits von der EU-Kommission vorgeschlagenen Minderungsziele aus. Die CO2-Emissionen neu zugelassener schwerer Nutzfahrzeuge sollen demnach bis 2025 um 15 Prozent sinken. Bis zum Jahr 2030 soll eine Reduzierung von 30 Prozent verbindlich erreicht werden. Das Europäische Parlament hatte vor einigen Wochen sogar für eine Reduzierung um 20 beziehungsweise 35 Prozent votiert. Sollten diese Ziele verfehlt werden, sind Strafzahlungen vorgesehen, die von 2025 bis 2029 4.000 Euro pro Gramm CO2 pro Tonnenkilometer betragen sollen, ab 2030 sogar 6.800 Euro.

Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), dazu:

Die Umweltminister schlagen damit einen Weg ein, der etwas vernünftiger ist als die Vorschläge des Europäischen Parlaments. Doch auch die Minderungsziele, die der Rat befürwortet, sind zu ehrgeizig. Sie stellen die europäische Nutzfahrzeugindustrie vor enorme technologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Alternative Antriebe sind – anders als im Pkw-Segment – gerade für den schweren Langstreckenverkehr nicht in der Breite marktfähig. Im Güterfernverkehr ist der effiziente Dieselmotor auf absehbare Zeit schwer zu ersetzen. Gerade deswegen arbeitet die deutsche Nutzfahrzeugindustrie mit Nachdruck an weiteren Verbrauchsreduzierungen und alternativen Antrieben. Das hat sie eindrucksvoll auf der IAA Nutzfahrzeuge im September dieses Jahres unter Beweis gestellt.

Die europäischen Nutzfahrzeughersteller arbeiten seit Langem erfolgreich daran, den Kraftstoffverbrauch immer weiter zu reduzieren. Nutzfahrzeuge leisten ihren Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen in Europa. Die Betreiber von Lkw haben selbst das größte Interesse an einem niedrigen Kraftstoffverbrauch. Als Kunden fordern sie immer sparsamere Fahrzeuge. Das treibt die Nutzfahrzeughersteller schon heute dazu, immer effizientere Lkw zu entwickeln. Minderungsziele von 7 Prozent bis 2025 und 16 Prozent bis 2030 wären aus Sicht der Nutzfahrzeugindustrie daher sehr anspruchsvoll, aber realistisch.

Äußerst problematisch bleibt die Höhe der Strafzahlungen. Diese Drohung lässt jede Verhältnismäßigkeit vermissen. Selbst große Nutzfahrzeughersteller könnten dadurch in ihrer Existenz bedroht werden.

In den anstehenden Trilogverhandlungen sollten sich die beteiligten Vertreter aus Rat, Parlament und Kommission auf ein realistisches Ambitionsniveau und ein innovationsfreundliches Anreizsystem einigen. Jetzt kommt es darauf an, einen Kompromiss zu erreichen, der die Verhältnismäßigkeit besser berücksichtigt. Dabei werden auch die Regeln zur Anrechnung von besonders umweltfreundlichen Fahrzeugen eine noch größere Rolle spielen müssen, wie zum Beispiel elektrische Lkw für den urbanen Verteilerverkehr. Mattes betonte:

Gerade wenn die CO2-Regulierung starke Anreize für alternative Antriebe setzen soll, müssen Fahrzeuge mit niedrigen Emissionen und hohen Reichweiten noch stärker berücksichtigt werden. Erforderlich sind zudem auch Anreize für den Einsatz klimafreundlicher synthetischer Kraftstoffe in der CO2-Regulierung.

Quelle: Verband der Automobilindustrie

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