Studienergebnis:

So können E-Flotten das Stromnetz entlasten

von Siawasch Aeenechi
Foto: © Pixabay

Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 bilanziell 100% der Stromversorgung aus nachhaltigen Energiequellen zu beziehen. Ein Teil der erneuerbaren Energien ist jedoch witterungsabhängig und großen Schwankungen unterworfen. Abhilfe verschaffen können E-Autos bzw. E-Flotten, die mit Hilfe von gesteuertem und bidirektionalem Laden als Stromspeicher fungieren und somit das Stromnetz stabilisieren können. Das bedeutet, die Batterie der Autos wird entweder zu jenen Zeitpunkten geladen, an denen es am vorteilhaftesten ist (gesteuertes Laden) oder die Batterie wird als Zwischenspeicher genutzt, um gezielt Strom aus dem Netz aufzunehmen und zur geeigneten Zeit wieder in das Netz einzuspeisen (bidirektionales Laden).

Im Projekt „Innovation Sandbox im Energiebereich mit Nutzer:innen“ des Klima- und Energiefonds wurde in einem Open-Innovation-Prozess die Meinung von Bürger:innen und Flottenverantwortlichen zur aktiven Beteiligung der E-Autos am Energiesystems erhoben. Eine Übersicht zu den Anforderungen der Nutzer:innen und konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Energiewirtschaft liegen jetzt vor.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Mit dem ‚Open-Innovation-Prozess‘ ermöglichen wir Interessensgruppen, Bürgerinnen und Bürgern sich für eine erfolgreiche Energiewende einzubringen und aktiv mitzugestalten. Und der Handlungsauftrag ist klar: Wir müssen rein in die Erneuerbaren. Nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen gelingt es, unser Energiesystem nachhaltig und zukunftsfit zu machen.“

Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Der Umstieg auf eine erneuerbare Energieversorgung betrifft uns alle. Daher freut es mich, dass die überwiegende Mehrheit der 1.665 Personen, die sich am Pilotprojekt Innovation Sandbox beteiligt haben, bereit ist, E-Flotten als Stromspeicher einsetzen, um damit die Energiewende voranzutreiben.“

Projektergebnisse

Um die Erwartungen, Bedürfnisse und Ängste der Nutzer:innen zu ermitteln wurde ein Crowdsourcing-Prozess umgesetzt. 1.665 Bürger:innen haben sich beteiligt und Beiträge eingereicht. Gemeinsam mit ausgewählten Expert:innen wurden anschließend konkrete Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Projektleiterin Gertraud Leimüller, Geschäftsführerin winnovation: „Uns hat überrascht, dass die Technologien für die Nutzung von E-Autos als Strom-Zwischenspeicher von Nutzer:innen mit offenen Armen empfangen werden. Von Technologieskepsis keine Spur. Jetzt braucht es passende Anreize und Geschäftsmodelle, um gesteuertes und bidirektionales Laden für die Nutzer:innen so einfach und praktikabel wie möglich zu machen.“

Große Bereitschaft, gesteuertes und bidirektionales Laden umzusetzen
  • Die Bereitschaft für gesteuertes und bidirektionales Laden ist als hoch einzuschätzen.
    Mehr als 75% der Teilnehmenden (Flottenverantwortliche und Mitarbeiter:innen) können sich vorstellen, künftig gesteuertes und bidirektionales Laden in ihrer Organisation beziehungsweise in ihrem Unternehmen umzusetzen und sich aktiv zu beteiligen.
  • Die wichtigste Motivation ist der Klima- und Umweltschutz.
    Der überwiegende Teil der Mitarbeiter:innen (mehr als 85%) sind motiviert, gesteuertes und bidirektionales Laden umzusetzen, weil sie damit einen positiven Beitrag zu Klima- und Umweltschutz leisten möchten. Zudem ist sowohl Mitarbeiter:innen als auch Flottenverantwortlichen wichtig, dass gesteuertes und bidirektionales Laden in ein ganzheitliches Nachhaltigkeits- und Mobilitätskonzept von Unternehmen eingebettet wird.
  • Rund 8,5 Stunden pro Tag würden Mitarbeiter:innen das E-Auto zur Verfügung stellen.
    Unter idealen Voraussetzungen – das bedeutet unter anderem, dass ausreichend Be- und Entladeinfrastruktur sowie eine entsprechende Vergütung bereitgestellt werden – würden Mitarbeiter:innen ihr E-Auto etwa 8,5 Stunden pro Tag zur Verfügung stellen und das bevorzugt am Firmengelände oder am Parkplatz zuhause.
Drei systemische Barrieren aus Sicht der Nutzer:innen
  • Batteriequalität und Haftungsfragen: Wie wirkt sich gesteuertes und bidirektionales Laden auf die Batterie aus? Wer haftet bei Schäden?
  • Verfügbarkeit von Ladeplätzen: Wie wird sichergestellt, dass ausreichend erreichbare Ladeplätze vorhanden sind?
  • Mehrwert für Stromnetze und Anbieterstrukturen: Wer profitiert von gesteuertem und bidirektionalem Laden am stärksten und sollte daher die Treiberrolle einnehmen?
Handlungsempfehlungen an Politik und Energiewirtschaft

Um gesteuertes und bidirektionales Laden in österreichischen Unternehmensflotten breit einzusetzen, wurden sieben Handlungsempfehlungen für Politik (Bund, Länder, Gemeinden) und Energiewirtschaft entwickelt:

  • Ausschreibung von nationalen Demonstrationsprojekten, um Systemeffekte von gesteuertem und bidirektionalem Laden zu ermitteln und darzustellen (kurzfristig, Umsetzung in 1-2 Jahren sowie laufend)
  • Verstärktes Engagement Österreichs in der Europäischen Union für gesteuertes und bidirektionales Laden (laufend)
  • Anpassung von Regulatorik und Standards in Österreich, um gesteuertes und bidirektionales Laden zu ermöglichen (laufend)
  • Entwicklung und Etablierung von Unterstützungsmechanismen für den Umstieg auf gesteuertes und bidirektionales Laden (mittelfristig)
  • Unterstützung bei der Neugestaltung von Geschäftsmodellen, Services und Tarifmodellen mit Bezug auf gesteuertes und bidirektionales Laden (mittelfristig)
  • Entwicklung und Durchführung von zielgruppengerechten Kommunikationsaktivitäten zu gesteuertem und bidirektionalem Laden für Unternehmen (langfristig)
  • Entwicklung und Umsetzung eines (Weiter-)Bildungsprogramms für Fachkräfte (langfristig)

Quelle: Klima- und Energiefonds

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