Projekt der Universität Mannheim und Daimler:

Sind emissionsfreie Reisebusse auch wirtschaft­lich sinnvoll?

von Siawasch Aeenechi
Foto: © Daimler Truck

Stadtbusse mit vollelektrischem Antrieb gehören inzwischen zum gewohnten Straßenbild in vielen deutschen und europäischen Städten. Anders ist es bei elektrisch angetriebenen Reisebussen. Ihre Entwicklung ist ungleich schwieriger, sind doch für den Einsatz in der Praxis zahlreiche Hürden zu überwinden. Überzeugende Konzepte fehlen bislang. Nun hat sich Daimler Buses als Ziel gesetzt, ab dem Ende dieses Jahrzehnts auch vollelektrisch angetriebene Reisebusse anzubieten.

Für das Projekt Electrified Coach (kurz ELCH) erhält Daimler Buses eine Förderung des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Um die Entwicklung zu beschleunigen, hat sich das Unternehmen mit renommierten Forschungs­instituten und Praktikern aus der Branche zusammengeschlossen – dar­unter dem an der Universität Mannheim angesiedelten MISES.

Die Aufgabe der MISES-Wissenschaft­ler Prof. Stefan Reichelstein, Ph.D. und Prof. Dr. Gunther Glenk besteht darin, eine Wirtschaft­lichkeits­analyse aus Sicht der Betreiber durchzuführen und somit einen wichtigen Beitrag für die Konzeptfestlegung zu liefern. Dies soll die Markt­fähigkeit von Reisebussen mit batterieelektrischem Antriebsstrang bereits in der Entwicklungs­phase absichern. Für die Realisierung des Teil­projekts fließen knapp 430.000 Euro nach Mannheim. Ziel des Mannheimer Teilvorhabens ist es, kosteneffiziente Konzepte für einzelne Fahrzeuge und ganze Flotten von elektrisch angetriebenen Reisebussen für verschiedene Einsatzprofile zu identifizieren. Darüber hinaus soll die Wettbewerbs­fähigkeit dieser Konzepte mit konventionellen Reisebussen, die von Verbrennungs­motoren angetrieben werden, verglichen werden.

„Über die Wirtschaft­lichkeit von einzelnen emissionsfreien Reisebussen oder auch von ganzen Flotten ist bisher wenig bekannt“, erklärt Glenk. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass eine solche Analyse von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist: Ein Reisebus, der vorwiegend für Langstrecken eingesetzt wird, erfüllt andere Voraussetzungen als eine regional verkehrende Linie. Auch Temperatur, Landschaft oder auch das Ladungs­gewicht spielen eine Rolle. Und während elektrische Stadtbusse bei Bedarf schnell ausgetauscht oder geladen werden können, ist der Betrieb von elektrischen Reisebussen im Fernverkehr stark abhängig von der Ladedauer und den Lade­möglichkeiten entlang der Strecke.

Das am MISES angesiedelte Teil­projekt wird den Einfluss dieser Variablen auf die Wettbewerbs­fähigkeit von elektrischen Bussen im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen sowohl modelltheoretisch als auch empirisch untersuchen. Im Ergebnis soll den künftigen Betreibern eine Software zur Verfügung stehen, die dabei hilft, den idealen Fahrzeug-Typ für eine gegebene Strecke einzusetzen.

Eine ausführliche Beschreibung des ELCH-Projekts finden Sie hier.

Quelle: Universität Mannheim

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