Der Mercedes-Benz Vans Vision Urbanetic

Science-Fiction zum Anfassen

von David Lodahl

Das neue Mobilitätskonzept von Mercedes-Benz Vans klingt nach Science-Fiction, die Idee dabei soll über das autonome Fahren hinausgehen. Der »Vision Urbanetic« will die Trennung von Personenbeförderung und Gütertransport aufheben und soll eine bedarfsgerechte, nachhaltige und effiziente Beförderung von Personen und Gütern ermöglichen. Das Konzept will die Verkehrsströme reduzieren, die innerstädtische Infrastrukturen entlasten und zu einer verbesserten urbanen Lebensqualität beitragen.

Das visionäre Konzept basiert auf einem autonom fahrenden, elektrisch betriebenen Fahrwerk, das unterschiedliche Wechselaufbauten für die Personenbeförderung oder den Gütertransport aufnehmen kann. Als Ride-Sharing-Fahrzeug soll der Vision Urbanetic bis zu zwölf Passagiere befördern können, im Cargo-Modul können bis zehn EPAL-Paletten transportiert werden. Bei einer Fahrzeuglänge von 5,14 m wurde eine Laderaumlänge von 3,70 m realisiert. Das Konzept integriert eine IT-Infrastruktur, die in Echtzeit Angebot und Nachfrage in einem definierten Gebiet analysiert. Das Resultat soll eine autonom fahrende Flotte, deren Routen flexibel und effizient auf Basis des aktuellen Beförderungsbedarfs geplant wird sein.

Durch Vollvernetzung, Auswertung lokaler Informationen und einer intelligenten Steuerung kann das System nicht nur aktuelle Bedürfnisse analysieren, sondern soll auch daraus lernen. So soll es in der Lage sein, zukünftige Bedürfnisse zu antizipieren und darauf zu reagieren. Damit können Prozesse optimiert und beispielsweise Warte- oder Lieferzeiten verkürzt und Staus vermieden werden. So erkennt das Gesamtsystem über die Datenerfassung im Vehicle Control Center – einer Steuerungszentrale, in der die Bedarfe gebündelt und analysiert werden –, beispielsweise eine größere Personengruppe in einem gewissen Bereich. Es kann Fahrzeuge dorthin schicken, die den gesteigerten Bedarf schnell und effizient befriedigen. Das System kann also flexibel reagieren und basiert nicht auf starren Routen oder festen Fahrplänen.

Vollvernetzt und Teil eines umfassenden Ökosystems

Mit dem Vision Urbanetic verfolgt Mercedes-Benz Vans ein ambitioniertes Ziel: auf einer nahezu unveränderten Straßeninfrastruktur sollen mehr Personen und Güter mit weniger Fahrzeugen befördert werden, um Innenstädte zu entlasten und gleichzeitig kontinuierlich wachsende Mobilitätsanforderungen zu erfüllen. In letzter Konsequenz würde dies eine verbesserte Lebensqualität in den Innenstädten ermöglichen: mit flexiblem und komfortablem Personenverkehr, effizientem und nachhaltigem Gütertransport, deutlich geringeren Schadstoff- und Lärmemissionen sowie mehr Freiraum für städtebauliche Gestaltung.

Zwei Wechselmodule für Personen und Güter

Um dieses Maß an Flexibilität zu erreichen, soll das Fahrzeug je nach Einsatzzweck mit unterschiedlichen Wechselaufbauten ausgestattet. Als Ride-Sharing-Fahrzeug mit People-Mover-Aufsatz bietet der Vision Urbanetic bis zu zwölf Passagieren Platz. Der Wechsel der Module erfolgt automatisiert oder alternativ manuell und dauert im automatisierten Ablauf nur wenige Minuten. Die Voraussetzung dafür schafft eine autonom fahrende Fahrplattform, auf der die jeweiligen Aufbauten verankert werden. In dieser werden alle Fahrfunktionen untergebracht, so dass das Chassis auch ohne Aufbau zum nächsten Einsatzort gelangen kann.

Das Cargo-Modul dient als klassischer Gütertransporter. Durch den flexibel einsetzbaren Ladebodens kann es in zwei Ebenen unterteilt werden und bis zu zehn EPAL-Paletten transportieren. Das Laderaumvolumen liegt bei 10m³. Alternativ lässt sich das Fahrzeug mit vollautomatisierten Laderaumsystemen ausstatten und kann als mobile Paketstation zur Auslieferung auf der letzten Meile genutzt werden.

Mehr Freiraum für die Innenraumgestaltung

Durch den vollautomatisierten und fahrerlosen Fahren verringern sich mit dem Vision Urbanetic die Betriebskosten deutlich. Mit Ausnahme von Ladezeiten für den batterieelektrischen Antrieb und Wartungsstopps kann jedes Fahrzeug zudem an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr genutzt werden. Zugleich gibt das Konzept eine Antwort auf eine immer größer werdende Herausforderung in der Logistikbranche: den Fahrermangel. Schon heute können Unternehmen offene Stellen nur sehr schwer oder gar nicht besetzen. Vor diesem Hintergrund kürte ein deutsches Fachmagazin »Fahrermangel« zum Logistik-Wort des Jahres 2017.

(Bild: Mercedes-Benz Österreich GmbH)
Das »Vision Urbanetic« People Mover Modul 2.(Bild: Mercedes-Benz Österreich GmbH)
(Bild: Mercedes-Benz Österreich GmbH)
Das »Vision Urbanetic« Cargo Modul. (Bild: Mercedes-Benz Österreich GmbH)
Das »Vision Urbanetic« Skateboard Chassis.(Bild: Mercedes-Benz Österreich GmbH)
Auf dem Werksgelände oder frei in der Innenstadt

Die Systemarchitektur des autonom fahrenden Vision Urbanetic sorgt dafür, dass die Routen des Vision Urbanetic anhand von Verkehrsinformationen in Echtzeit permanent angepasst werden, auch das Flottenmanagement für die Betreiber erfolgt als Teil dieses IT-Systems. Der Einsatz ist in abgegrenzten Bereichen wie einem Werks- oder Flughafengelände, aber auch im Straßenverkehr denkbar.

Vertrauen schaffen durch aktive Kommunikation mit der Außenwelt

Viele Menschen reagieren auf autonome Fahrzeuge noch mit einer gewissen Skepsis. Um dem zu begegnen, will der Vision Urbanetic besonders mit dem People-Mover-Aufbau einen neuen Weg gehen. Über verschiedene Kamera- und Sensorsysteme nimmt das Fahrzeug seine Umgebung vollumfänglich wahr und kommuniziert aktiv mit ihr. Fußgänger, die vor ihm die Straße überqueren, werden durch das großzügige Display in der Fahrzeugfront mittels speziellen Animationen informiert, dass sie wahrgenommen wurden. Ebenso sind im Bereich der Seitentür, mehrere hundert Leuchteinheiten eingebaut, die durch das digitale Shadowing sich nähernden Personen signalisiert, dass sie vom Fahrzeug wahrgenommen wurden.

Quelle: Daimler AG

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