Die heimische Automobil- und Zulieferindustrie steht vor einer Jahrhundertaufgabe. Digitalisierung und der Umstieg auf E-Mobilität fordern von der gesamten Branche einen grundlegenden Strukturwandel in kürzester Zeit, denn das Ziel heißt »Klimaneutralität 2040«. Eine aktuelle Studie zeichnet dabei ein optimistisches Bild: Der anstehende Umbau birgt vor allem Chancen. Gelingt die Transformation, so können bis 2030 das Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenzial der Branche um rund 20 % steigen. Profitieren werden vor allem klein- und mittelständische Betriebe.
Um den Umstieg auf E-Mobilität voran zu treiben hat das Klimaschutzministerium den Mobilitätsmasterplan 2030 erstellt. Zentraler Teil dieses Planes ist der Aufbau einer Plattform, um die Wertschöpfung im Land zu halten und Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen. Ziel ist es, alle relevanten Player der Branche ins Boot zu holen – denn gelingen kann der Wandel nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Der Klima- und Energiefonds wurde vom Klimaschutzministerium mit dem Aufbau dieser Plattform betraut. Die Expertenteams haben ihre Arbeit nun aufgenommen, die Ergebnisse werden laufend auf www.aatp.at veröffentlicht.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Wir können den anstehenden Wandel nur erfolgreich gestalten, wenn alle Beteiligten über die gesamte Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen und gemeinsam Lösungen suchen. Mein Ziel ist es, die Chancen des Strukturwandels im Sinne des Klimaschutzes zu nutzen und zukunftsfitte, grüne Jobs in Österreich zu halten und zu schaffen. Ich danke allen Experten und Expertinnen für ihre Mitarbeit – und wünsche viel Erfolg in den Arbeitsgruppen.“
AATP: Expert:innenplattform nimmt Arbeit auf
Mit der AATP – Austrian Automotive Transformation Plattform hat der Klima- und Energiefonds im Auftrag des Klimaschutzministeriums ein neues Austausch- und Arbeitsformat ins Leben gerufen, das Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen
- Fahrzeug & Zulieferindustrie
- Ladeinfrastrukturindustrie
- Betrieb und Servicedienstleistungen der E-Fahrzeugsysteme
den zukunftsorientieren Austausch ermöglicht.
Ziel der Plattform ist es, durch intensive Zusammenarbeit über Sektoren und fachliche Kompetenzen hinweg die zukunftsentscheidenden Themen entlang der Wertschöpfungskette strukturiert aufzubereiten. Im Fokus der Arbeit steht dabei die gesamte Wertschöpfungskette Elektromobilität – also das Fahrzeug selbst als die dazugehörende Ladeinfrastruktur und Dienstleistungen. Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Unser Ziel ist ein gemeinsames Verständnis mit der Branche: Welche Schritte sind zu setzen, damit die starke Automotivbranche in Österreich die enormen Chancen der E-Mobilität für sich nutzen kann? Welche Rahmen braucht es, um diese Potenziale zu heben? Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit – die AATP soll wachsen und flexibel auf das dynamische Umfeld reagieren.“
Hintergrundinformation: Studie E-Mapp2 und AATP
Damit dieses Wachstumspotential auch realisiert werden kann, ist das aktive Management der Transformationsprozesse erforderlich. Genau hierfür liefert die AATP– Austrian Automotive Transformation Plattform die Basis. Sie wurde in direkter Anlehnung an die E-Mapp2-Studie entwickelt. Ihr Ziel ist es, frühzeitig relevante Themenbereiche, die mit dem Strukturwandel einher gehen, zu identifizieren und in konkreten Maßnahmen zu formulieren. Die Beratungsfirma Accilium betreut die Plattform inhaltlich. Die Themenschwerpunkte der Plattform reichen von Rahmenbedingungen über Kompetenzen von Mitarbeiter:innen und Unternehmen bis hin zur Unternehmensentwicklung. Ausgangspunkt ist die E-Mapp2 Studie. Diese beleuchtet die Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenziale der E-Mobilität und zeigt deutlich, dass die E-Mobilitätswirtschaft ein absoluter Job- und Wirtschaftsmotor ist und hohe Chancen für die heimische Automobilindustrie eröffnet. Das Wertschöpfungspotenzial bis 2030 prognostizieren die Studienautor:innen mit einem Plus von etwa 19 Prozent, das entspricht einer jährlichen Steigerung von 645 Millionen Euro. Das Beschäftigungspotenzial im gleichen Zeitraum erfährt eine Steigerung von etwa 21 Prozent. D.h., statt derzeit 34.400 direkt in der Automobil-Herstellung Beschäftigten werden es 2030 knapp 42.000 Personen sein. Das entspricht rund 7.300 konkreten Arbeitsplätzen mehr. Durch den Ausbau der E-Ladestationen kommen weitere 1.000 potentielle Arbeitsplätze zusätzlich hinzu.
Die Studie ist unter https://www.klimafonds.gv.at/wp-content/uploads/sites/16/2020_E-MAPP2_-FhA_TU_SMP_v2.3.pdf abrufbar.
E-Mobilität in Österreich in Zahlen
- Gesamtumsatz der Industrie 2019: 24,23 Mrd.
- PKW-Exporte des automotiven Sektors 2020:17.872,9 Mrd. €
- Exportquote 2020 der Industrie nach Branchen:
- Fahrzeugindustrie: 85,7%
- Elektro- und Elektronikindustrie: 82,0%
- Direkt und indirekt Beschäftigte der Branche 2020: ~355.000
- Bestand an PKW in Österreich 2020 gesamt: 5.091.398
- davon elektrische Pkw: 94.457
- Anteil Elektrofahrzeuge (PHEV & EV) Neuzulassungen (Sep. 2021): 26,29% (Steigerung um 86,5% im Vergleich zum Vorjahr)
- Auf den gesamten Fahrzeuglebenszyklus gerechnet emittieren E-Autos bis zu 87% weniger Treibhausgasemissionen als fossil betriebene Kfz
- Der Strombedarf steigt bei 1 Millionen neuen Elektroautos um 3,6%
- Wirkungsgrad E-Auto 85%, Verbrenner 25%
Quelle: Klima- und Energiefonds