Deutsche Autokonzerne sind weltweit am profitabelsten

Analyse: Automobil Bilanzen 2017

von David Lodahl

Die größten Autokonzerne der Welt konnten ihren Gesamtabsatz im vergangenen Jahr zwar nur leicht – um 1,9 Prozent – steigern, der Umsatz stieg mit 5,8 Prozent aber deutlich stärker. Beim Gewinn schafften die 16 Konzerne sogar ein Plus von 12,4 Prozent.

Die deutschen Autokonzerne erwiesen sich dabei zumindest beim Pkw-Absatz und beim Gewinnwachstum als weltweit führend: Mit einem gemeinsamen Absatzplus von fünf Prozent wuchsen sie mehr als doppelt so stark wie die Wettbewerber, beim Gewinn legten sie sogar um 31 Prozent zu. BMW verteidigte zudem mit einer Gewinnmarge von 10,0 Prozent seine Position als profitabelster Autokonzern der Welt, während Volkswagen beim Absatz von Pkw weltweit die Nummer eins war – vor Toyota und General Motors.

Das deutliche Absatzplus haben die deutschen Autokonzerne vor allem dem chinesischen Markt zu verdanken: Im Reich der Mitte verkauften Volkswagen, BMW und Daimler insgesamt acht Prozent mehr Autos als im Vorjahr, während es in den USA nur um vier Prozent und in Westeuropa nur um zwei Prozent aufwärts ging.

Volkswagen konnte im vergangenen Jahr zudem seine Position als Marktführer in China verteidigen: Der Wolfsburger Konzern steigerte seinen China-Absatz um fünf Prozent auf knapp 4,2 Millionen Pkw. General Motors folgt mit 4,0 Million Fahrzeugen auf dem zweiten Platz.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanz- und Absatzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY quartalsweise erstellt.

Der weltweite Automarkt hat sich im vergangenen Jahr trotz des Absatzrückgangs auf dem US-Markt und trotz der Wachstumsschwäche in China insgesamt positiv entwickelt – und in diesem Jahr dürfte es weiter langsam aufwärts gehen“, erwartet Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich.
Wachstumsimpulse werden nach Schwartz‘ Einschätzung in erster Linie von Schwellenländern wie Brasilien und Russland ausgehen, denen jeweils zweistellige Wachstumsraten zugetraut werden. In Europa und China wird es hingegen nur noch leicht aufwärts gehen, in den USA scheint der Zenit bereits überschritten zu sein.

Ende des Gewinnwachstums absehbar

Obwohl der weltweite Automarkt weiter im Wachstumsmodus bleibt, rechnet Schwartz nicht mit einer Fortsetzung der positiven Gewinnentwicklung. „Beim Gewinn wird die Autoindustrie in den kommenden Jahren voraussichtlich einen Gang zurückschalten“, so die Einschätzung von Schwartz. „Es stehen Milliardeninvestitionen an, die die Margen belasten und erst langfristig zum Umsatzwachstum beitragen können.

Bereits im vergangenen Jahr betrugen die Sachinvestitionen allein der drei deutschen Autokonzerne knapp 27 Milliarden Euro – acht Prozent mehr als im Vorjahr. Und der Wert dürfte in diesem Jahr weiter steigen, erwartet Schwartz: „Die deutschen Autokonzerne investieren Milliarden in die Vorbereitung der Produktion auf die Elektromobilität, in Forschung und Entwicklung rund um Themen wie autonomes Fahren und Vernetzung sowie neue Mobilitätsdienstleistungen. Gerade die deutschen Autokonzerne mit ihrem Anspruch auf Technologieführerschaft werden in den kommenden Jahren erhebliche Summen für die Entwicklung neuer Technologien und die Produktionsanläufe in die Hand nehmen müssen. Das wird sich auf die Profitabilität auswirken, ist aber gut investiertes Geld.

Mit Elektroautos werde vorerst kein Geld verdient – im Gegenteil: „Das wird für die meisten Anbieter für einige Jahre ein Verlustgeschäft bleiben.“ Dennoch sei es wichtig, hier ganz vorne dabei zu sein: „Neue Technologien und Geschäftsmodelle werden sich in den 2020er Jahren rasant entwickeln. Die Karten in der weltweiten Automobilindustrie werden dann neu gemischt – und wer heute nicht in die Technologien von morgen investiert oder investieren kann, dem droht mittelfristig das Aus“, so Schwartz.

Zusammen haben die drei deutschen Autohersteller im vergangenen Jahr ihren operativen Gewinn um ein Drittel auf gut 38 Milliarden Euro gesteigert. Die japanischen Hersteller kommen zusammen auf knapp 34 Milliarden Euro (plus neun Prozent), die US-Hersteller auf 21 Milliarden Euro (plus drei Prozent).

Toyota beim Umsatz knapp vor Volkswagen

Im weltweiten Umsatzranking gab es im vergangenen Jahr einen Wechsel an der Spitze: Toyota konnte trotz eines nur um zwei Prozent gestiegenen Absatzes den Umsatz um acht Prozent auf umgerechnet 231,2 Milliarden Euro erhöhern und verdrängte damit den Volkswagenkonzern vom ersten Platz. Der Absatz des Wolfsburger Konzerns stieg zwar doppelt so stark – um vier Prozent – das Umsatzwachstum fiel aber mit sechs Prozent auf 231 Milliarden Euro etwas schwächer aus als beim japanischen Wettbewerber. Allerdings profitierte Toyota erheblich vom schwachen Yen, der zu positiven Währungseffekten bei der Umrechnung von außerhalb Japan erwirtschafteten Umsätzen und Gewinnen führt.

Nur eines der untersuchten Unternehmen – General Motors – verzeichnete einen Umsatzrückgang, der allerdings auf den Verkauf von Opel/Vauxhall an PSA zurückzuführen ist. Umgekehrt konnte PSA dank dieser Übernahme den höchsten Umsatzzuwachs aller analysierten Unternehmen aufweisen. Der Umsatz des französischen Konzerns stieg um 21 Prozent.

China treibt das Wachstum der deutschen Autokonzerne weiter

Die deutschen Autokonzerne konnten im vergangenen Jahr in China erstmals seit 2014 wieder stärker wachsen als der Gesamtmarkt und damit Marktanteile zurückerobern: Um acht Prozent stieg der China-Absatz der drei deutschen Unternehmen, während der Pkw-Absatz insgesamt nur um zwei Prozent zulegte. Dabei schaffte Volkswagen ein Plus von fünf Prozent, BMW verkaufte um 15 Prozent mehr Autos, und Daimler legte sogar um 28 Prozent zu.

Damit ist die Bedeutung Chinas für die deutschen Autobauer weiter gestiegen: Mehr als jedes dritte Auto (34 Prozent) verkauften sie 2017 in China – das ist der höchste je erzielte Wert. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 lag der China-Anteil am Gesamtabsatz der deutschen Konzerne gerade einmal bei 23 Prozent, 2016 waren es 33 Prozent.

Die positive Entwicklung in China führe zwar zu einer gestiegenen Abhängigkeit von diesem Einzelmarkt, sagt Schwartz. Unterm Strich sei die gute Marktposition der deutschen Autokonzerne in China aber enorm wichtig: „China hat sich zum Leitmarkt der Autoindustrie entwickelt. Es ist nicht nur der mit Abstand größte Einzelmarkt, hier wird zudem mit Hochdruck an der Mobilität der Zukunft gearbeitet. Elektromobilität und vernetztes Fahren dürften in China zuerst ihren Durchbruch erleben. Andererseits sind hier auch die Herausforderungen besonders groß: So werden nicht zuletzt die deutschen Autokonzerne erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um die von der chinesischen Regierung beschlossene E-Auto-Quote von zehn Prozent ab 2019 erfüllen zu können.“

Börsenkurse steigen – Toyota weiter mit Abstand wertvollster Autokonzern der Welt

Die überwiegend gute Umsatz- und Gewinnentwicklung spiegelt sich auch in einer positiven Entwicklung der Börsenkurse wider: 13 Unternehmen konnten im Jahresverlauf ihren Börsenwert erhöhen, drei Konzerne verzeichneten eine gesunkene Marktkapitalisierung.
Toyota war zum Jahresende 2017 mit einem Börsenwert von 187 Milliarden US-Dollar der mit Abstand wertvollste Autokonzern der Welt, Volkswagen folgte mit 101 Milliarden Euro (plus 41 Prozent) vor Daimler mit 91 Milliarden Euro (plus 14 Prozent).
Quelle: ikp Wien

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