Immer mehr Fahrzeuge, immer weniger Platz – der innerstädtische Verkehr steht vor enormen Herausforderungen. Bei der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL) am Erste Bank Campus in Wien diskutierte eine Expertenrunde, wie mit der Hilfe von smarten Lösungen der drohende Verkehrskollaps abgewendet werden könnte.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Laut einer Schätzung der Vereinten Nationen wird dieser Anteil bis 2050 auf 70 Prozent steigen. Dementsprechend nimmt auch der innerstädtische Verkehr ständig zu. Dem gegenüber steht das Bedürfnis der Bewohner nach Verkehrsberuhigung, besserer Luft und höherer Lebensqualität. Doch wie lässt sich diese Mammutaufgabe umsetzen? Bei der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL) zeigte Roland Hunziker vom »Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung« fünf Lösungsansätze: Das Internet der Dinge in Verbindung mit »Big Data«-Anwendungen, individuelle und verbraucherfreundliche Regulierungen zur Reinhaltung der Luft, Elektrifizierung, Förderung und Umsetzung von autonomen Fahrzeugen und neue mobile Dienstleistungen zur Personen- und Warenbeförderungen. „Wir haben 19 Indikatoren entwickelt, die eine nachhaltige Mobilität in Städten beschreiben. Sie basieren auf Daten und Umfragen. Gekoppelt ist dies mit 200 Mobilitätslösungen und Best-Practice-Beispielen. Das geht von Telematik bis zum Carsharing. Wichtig ist, dass alle – vom Bürger bis zur Verwaltung – in diesen Prozess eingebunden werden. Die Resultate waren sehr unterschiedlich. In Brasilien ging es sehr um das Fördern der Fahrradstreifen. In Indien wurden »Park & Ride« und Rechtsabbieger-Spuren eingeführt. Die nächsten 15 Jahre werden große Veränderungen bringen. Es werden aber unterschiedliche Geschwindigkeiten sein. In 10 Jahren werden 90 Prozent aller Fahrten mit Carsharing getätigt, da es sehr günstig ist.“
Tausche Mobilität gegen Privatsphäre?
Für Nikolaus Kawka, Geschäftsführer Zühlke Engineering Austria, ist der Weg zur Smart City ein Tauschgeschäft »Daten gegen Bequemlichkeit«: „Wir werden Convenience gegen Privatsphäre tauschen müssen. Ein Blick nach Singapur zeigt, dass eine Smart-City schnell in Dystrophie kippen kann. Dort gibt es ein Mautsystem, das jedes Auto genau überwacht. Ich bin zwar mobiler, dafür lege ich aber mein komplettes Bewegungsprofil offen. Diese Daten werden dann von der Regierung gesammelt. In Singapur wurde auch ein 3D-Modell der ganzen Stadt gebaut, in das Daten von Überwachungskameras und viele andere, wie z.B. die von Schall, Luftfeuchtigkeit etc…“ geladen werden.
Auch Sascha Zabransky – New Business Development IoT, SmartCity & Automotive bei A1 und Verwaltungsratsvizepräsident bei Telecom Liechtenstein – sieht die Lösung in der Aufbereitung der Bewegungsdaten. „Smart-Parking ist ein wesentliches Service im Smart-City-Kontext. Das ist ein tolles Service für die Bürger, denn man reduziert den Verkehr und belastet die Umwelt weniger. Wie kommt die Information zum User? Das kann man mit Sensoren machen oder mit Kameras, die freie Plätze erkennen, oder via App, mit Hilfe der Sensorik der Smartphones. Die Usability muss aber gegeben sein. Das beginnt schon beim Lösen eines Tickets für die U-Bahn“, so Zabransky.
Hoch hinaus will Florian Moosbeckhofer, Leiter Innovation und Mobilität beim ÖAMTC: „Grundsätzlich gibt es den Trend zur Nachverdichtung. Häuser werden aufgestockt. Dächer ausgebaut. Die Urbanisierung geht in die Höhe und in die Breite. Der Speckgürtel wird breiter. Das Problem ist die letzte Meile vom Haus zur öffentlichen Anbindung etc.. Der ÖAMTC beschäftigt sich mit autonomen Drohnen. Trotzdem glaube ich, dass die Bevölkerung neue Lösungen zuerst akzeptieren muss. Mit Drohnen fliegen werden die Menschen wohl nicht. Sinnvoll wäre aber eine Sensorik, um künstlich grüne Wellen zu erzeugen, die Staus vermieden.“
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Wenn alle Menschen mit Hirn ausgestorben sind, könnten sie recht haben.