„Nach drei Jahren Strategie Number One > Next liegen wir klar auf Kurs: Bei der E-Mobilität gehören wir weltweit zu den Top-Anbietern. Wir sind die Nummer eins in Europa und stehen in den Startlöchern für den Serienstart unserer fünften Generation von E-Antrieben. In der oberen Luxusklasse bauen wir unsere Präsenz deutlich aus. 2021 bringen wir das erste Kundenangebot beim hochautomatisierten Fahren und legen bereits die Basis für die Entwicklung der nächsten Technologiegeneration.“ Das sagte Harald Krüger, Vorstandsvorsitzender des BMW AG, vergangene Woche in München. „Wir müssen konsequent an unserer operativen Exzellenz arbeiten, um diese strategischen Erfolge auszubauen und die Transformation unserer Branche auch künftig aus eigener Kraft zu gestalten“, fügte er hinzu.
„Pionier der E-Mobilität“ baut Angebot aus
Mit Ende 2018 hat BMW über 350.000 Einheiten elektrifizierter Modelle (davon über 130.000 vollelektrisch) an Kunden ausgeliefert. Bis Jahresende sollen mehr als eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge der BMW Group auf den Straßen unterwegs sein, wie Krüger verspircht. „Die E-Mobilität wird weiter zulegen. Die Entwicklung von hoch automatisiert fahrenden Fahrzeugen schreitet weiter voran.“ Denn: „E-Mobilität macht Spaß“ Großartige Beschleunigung – und das fast geräuschlos“, wie Krüger hervorhebt. Daher elektrifiziere BMW all seine Marken und Baureihen. Der bayerische Hersteller fertigt den E-Antrieb und den Hochvoltspeicher selbst. „So behalten wir die entscheidenden Kompetenzen bei der E-Mobilität fest in eigener Hand“, erklärt Krüger. Das zeigt etwa die im Sommer anstehende Eröffnung des Kompetenzzentrums Batteriezelle in München.
Die Ergebnisse der bisherigen Arbeit? Anfang März wurden auf dem Genfer Automobilsalon die überarbeiteten und mit größerer elektrischer Reichweite ausgestatteten Plug-in-Hybrid-Versionen der BMW 3er, BMW 7er und BMW X5 Reihen sowie des neuen BMW X3 präsentiert. Insgesamt bringt BMW bis Ende nächsten Jahres mehr als zehn neue oder mit der vierten Technologiegeneration (»Gen 4«) überarbeitete Modelle auf den Markt.
Dazu gehören ab Ende 2019 auch der vollelektrische Mini Electric aus dem Werk Oxford sowie ab 2020 der BMW iX3, der im chinesischen Shenyang für den Weltmarkt gefertigt wird. Zusammen mit dem Elektropionier BMW i3 sowie dem BMW i4 und dem BMW iNext wird das Unternehmen im Jahr 2021 über fünf voll elektrifizierte Modelle verfügen. Bis 2025 soll diese Zahl auf mindestens zwölf Modelle steigen. Zusammen mit dem wachsenden Angebot an Plug-in-Hybriden wird das Angebot dann mindestens 25 elektrifizierte Modelle umfassen. Der iNext ist dabei der Innovations- und Technologieträger. Krüger über den Wagen: „Der iNext steht für eine neue individuelle Mobilität. Abgesehen von seinen vier Rädern hat er mit einem herkömmlichen Automobil nicht mehr viel zu tun.“ Und das ist gut so. Denn der iNext vereint viele Zukunftstechnologien. Seine Reichweite soll bei über 600 km liegen, seine Fähigkeit zum automatisierten Fahren auf Level 3. Außerdem wird BMW mit dem iNext das autonome Fahren auf Level 4 und 5 proben.
Grundlage für dieses Angebot sind hochflexible Fahrzeugarchitekturen und ein ebenso flexibles globales Produktionssystem. Künftig wird das Unternehmen in der Lage sein, Modelle mit vollelektrischen (BEV), teilelektrischen (PHEV) und konventionellen (ICE) Antrieben auf einer Linie zu fertigen. Diese Integration der E-Mobilität in das Produktionsnetzwerk ermöglicht es BMW, flexibler auf die Nachfrage zu reagieren.
Aktuell entwickelt BMW die fünfte Generation seines E-Antriebs, in der das Zusammenspiel aus E-Motor, Getriebe, Leistungselektronik und dazugehöriger Batterie weiter optimiert ist. Durch die Integration von E‑Motor, Getriebe und Leistungselektronik werden zudem Kosten gespart. Ein weiterer Vorteil ist, dass der E-Motor ohne seltene Erden auskommt. Damit macht sich BMW unabhängig von deren Verfügbarkeit. Die fünfte Generation des E-Antriebs wird erstmals 2020 im BMW iX3 verbaut werden.
Heuer ist allerdings noch das „Jahr der Plug-in-Hybride“, wie Krüger es nennt. Der 3er, der X5 und der 7er kommen mit dieser Antriebsart auf den Markt. Auch der X3 wird zunächst als Plug-in-Hybrid erscheinen. Später im Jahr werden der 2er und der 5er ein Batterieupdate erhalten. Gemein ist allen, dass sie mit der 4. Generation von BMWs Batterie- bzw. E-Motorentechnologie ausgestattet sind. Das ermöglicht elektrische Reichweiten von bis zu 80 Kilometern.
Kooperation für nächste Generation des automatisierten Fahrens
„Über 80 Prozent der Unfälle gehen auf menschliches Versagen zurück“, sagt Krüger. Darum geht BMW Partnerschaften ein. „Autonomes Fahren kann Unfälle fast vollständig ausschließen“, erwartet sich Krüger. „Für uns hat die Sicherheit absolute Priorität bei der Entwicklung. Bis zum Launch unseres Level 3 Systems im Jahr 2021 werden wir mehr als 240 Millionen Testkilometer absolviert haben. Rund 95 Prozent davon in der Simulation. Die Technologien des iNext fließen in unsere gesamte Modellpalette. 2021 soll der iNext schließlich auf den Markt kommen.
Bei der Entwicklung des automatisierten Fahrens baut BMW auf langfristige Partnerschaften, um die Industrialisierung der Technologie im Rahmen einer flexiblen, skalierbaren und nichtexklusiven Plattform voranzutreiben. Bereits 2016 hat das Unternehmen für die Entwicklung zur Serienreife eine solche nichtexklusive Plattform mit Technologie-, Zuliefer- und OEM-Partnern begründet und die Entwicklung am Autonomous Driving Campus in Unterschleißheim gebündelt. Die aktuell entwickelte Technologiegeneration wird 2021 erstmals im BMW iNext mit Level 3 in die Serie gehen und für Pilotprojekte mit Level 4 befähigt sein.
Für die nächste Generation der Technologie bündelt die BMW Group ihre Kräfte mit der Daimler AG: Die beiden Unternehmen haben Ende Februar eine Absichtserklärung unterzeichnet, um diese zentrale Technologie für die Mobilität in Zukunft gemeinsam weiterzuentwickeln. In einem ersten Schritt soll die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen sowie dem automatisierten Fahren auf Autobahnen und für automatisierte Parkfunktionen (jeweils bis hin zu SAE Level 4) in der nächsten Technologiegeneration vorangetrieben werden.
BMW und Daimler betrachten diesen Ansatz als langfristige und strategische Kooperation und streben an, die nächste Technologiestufe vor Mitte des nächsten Jahrzehnts in der Breite verfügbar zu machen. Durch die Zusammenführung der großen Kompetenzen der beiden Häuser wird die Innovationskraft gebündelt. Darüber hinaus wird die Entwicklung künftiger Technologiegenerationen beschleunigt und effizienter gestaltet. Die Entwicklung der aktuellen Generationen sowie dazu jeweils laufende Kooperationen beider Unternehmen sind hiervon unberührt und werden unverändert fortgeführt. Beide Parteien werden zudem weitere Partnerschaften mit Technologie-Unternehmen und Automobilherstellern prüfen, die zum Erfolg der Plattform beitragen können.
Zusätzlich zu all dem wird BMW in einem Data Center Daten sammeln. Nach Ansicht von Krüger „braucht und schafft autonomes Fahren riesige Datenmengen. Das ist nötig, um die Daten „off-board“ zu verarbeiten.“ Bis Mitte 2025 sollen in München 500 Peta-Bytes zur Verfügung stehen.
Hohe Investitionen in Joint Venture für Mobilitätsdienstleistungen
Auch im Feld der Mobilitätsdienstleistungen arbeiten BMW und Daimler zusammen und schaffen einen neuen globalen Player für nachhaltige urbane Mobilität. Die beiden Konzerne investieren mehr als eine Milliarde Euro, um die bestehenden Angebote in den Bereichen CarSharing, Ride-Hailing, Parking, Charging und Multimodalität weiter auszubauen und eng miteinander zu verzahnen. Der Verbund umfasst die fünf Joint Ventures Reach Now (Multimodal), Charge Now (Charging), Free Now (Ride-Hailing), Park Now (Parking) und Share Now (CarSharing).
Die Vision ist dabei klar: Die fünf Services verschmelzen immer mehr zu einem Mobilitätsangebot mit vollelektrischen und selbstfahrenden Flotten, die sich selbstständig aufladen und parken sowie mit anderen Verkehrsmitteln vernetzen lassen. Dieses Angebot wird ein zentraler Baustein in der Strategie der BMW Group als Mobilitätsanbieter. Die Kooperation stellt dabei den optimalen Ansatz dar, um in einem Wachstumsmarkt Chancen zu maximieren und gleichzeitig erforderliche Aufwendungen zu teilen.