Der Trendbarometer der Automobilindustrie zeigt genau wo es in den nächsten Jahren hingeht

Die Herausforderungen und Chancen der Autoindustrie

von David Lodahl

Nach einem Jahrzehnt des ungebremsten Aufschwungs könnte 2018 zum strukturellen Wendepunkt für die Autoindustrie werden. So sehen Führungskräfte der Automobilhersteller klimapolitische Regulierung (78%) und die Folgen der Dieselkrise (76%) als potenzielle Risiken für das laufende Jahr. Handelsrestriktionen und protektionistische Tendenzen sind für etwas mehr als die Hälfte (59%) eine Gefahr, gefolgt von den Auswirkungen des Brexits (51%). Die Zulieferindustrie sieht die Folgen der Dieselkrise (61%) und Handelsrestriktionen (54%) als größte Herausforderungen.

  • Elektromobilität ist für 39% der Automobilunternehmen wichtigster Absatzkatalysator der nächsten fünf Jahre, gefolgt von autonomem Fahren und Fahrerassistenzsystemen
  • Digitale Plattformen und Services sowie Kooperationen mit Start-ups sehen 56% als Chance für neue Geschäftsmodelle
  • Größte Herausforderungen sind Klimapolitik, die Dieselkrise, Handelsrestriktionen und der Brexit

Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre schätzen 54% eine konjunkturelle Abschwächung als wahrscheinlich ein. 44% glauben, dass schwelende regionale Konflikte, wie der auf der koreanischen Halbinsel oder im Mittleren Osten, das eigene Geschäft mittelfristig beeinflussen könnten. Dagegen sorgt Elektromobilität für einen Hoffnungsschimmer und ist 2018 für 29% der Absatztreiber Nummer eins, in den kommenden fünf Jahren sogar für 39%. Auch die Zukunftsthemen autonomes Fahren und Fahrerassistenzsysteme nehmen aus Insider-Sicht Fahrt auf und sind für knapp ein Viertel (23%) ein Umsatzkatalysator in den nächsten fünf Jahren. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Umfrage von PwC Strategy& unter 200 Führungskräften aus der Automobilbranche.

Nicht nur in Deutschland drohen Dieselfahrverbote, auch in Österreich wird der Grenzwert laut VCÖ gleich an 17 Messstellen überschritten. Dieser liegt in Österreich übrigens mit einer Grenze von 35 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft niedriger als der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft. Die rege Diskussion zu Fahrverboten und die steigenden Absatzzahlen bei Elektro- und Hybridautos zeigen eindrücklich eine Trendwende auf“, so Heiko Weber, Partner und Automotive-Experte bei Strategy& Deutschland.

Neue Player und Technologien als Wachstumsfaktoren

In Sachen Zukunftsfähigkeit stellt sich die Branche außerdem auf neue Player ein. Start-ups und Wettbewerber aus der Technologiebranche sieht inzwischen mehr als die Hälfte (56%) eher als Chance denn als Risiko. Genau die Hälfte der Unternehmen arbeitet außerdem bereits mit Start-ups oder anderen Technologieunternehmen enger zusammen, zusätzliche 23% planen für die nächsten fünf Jahre erstmals gemeinsame Projekte. Doch auch in den eigenen Reihen entstehen bei OEMs und Zulieferern neue Technologien, allen voran im Bereich der Elektromobilität, die bei 66% der Manager auf der Agenda für die nächsten Jahre steht. 34% planen Big Data-Projekte zur Vermarktung von Kunden- und Fahrerdaten. Immerhin 29% der Befragten sieht in Carsharing-Modellen eine signifikante Erlösquelle der Zukunft. Diese Veränderungen durch neue Geschäftsmodelle und die Digitalisierung der Branche wirken sich nach Einschätzung der Branchenentscheider vor allem auf die Unternehmensbereiche Produktion (51%), Forschung & Entwicklung (48%) und IT (40%) aus.

Keine Frage: Anforderungen und Arbeitsinhalte der Erstausrüster werden sich mittelfristig fundamental ändern. Es gilt für die lokale Automobilindustrie, den Zug nicht zu verpassen, frühzeitig interne Kompetenzen aufzubauen und gleichzeitig branchenübergreifende Kooperationen, zum Beispiel mit IT-Anbietern, anzustoßen. Und zwar nicht nur für Mobilitätssysteme oder neue Geschäftsmodelle. Wir sehen gezielte F&E-Investitionen als erfolgsentscheidend, um im Zuge der Trendwende Kundenerwartungen an Mobilität erfüllen zu können“, schließt Harald Dutzler, Partner bei Strategy& Österreich.
Quelle: ikp Wien GmbH

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