„Zwischen Fahrrad und Leichtkraftrad“:

Das BMW i Vision Amby

von Moritz Hell

Ist es ein Fahrrad? Ist es ein Motorrad? Weder noch – und doch etwas von beidem. BMW präsentiert auf der IAA Mobility, die gerade in München stattfindet, sein „erstes High-Speed Pedelec für Urbanisten“. Das BMW i Vision Amby ist eines von fünf unterschiedlichen Konzeptfahrzeugen, mit denen die BMW Group auf der Messe ihre Vision von individueller Mobilität in der Stadt und um sie herum zeigt. Unter dem gemeinsamen Dach von Elektromobilität, Digitalität und Nachhaltigkeit bilden die fünf wegweisenden Konzepte einen vielseitigen und nachhaltig gedachten Mobilitätsmix auf zwei und vier Rädern, der unterschiedlichste Mobilitätsbedürfnisse umfassend adressiert.

BMW i Vision Amby und BMW Motorrad Vision Amby

Amby steht als Neologismus für »Adaptive Mobility«. Die beiden Visionsfahrzeuge BMW i Vision Amby und BMW Motorrad Vision Amby interpretieren dabei die Grundidee adaptiver urbaner Mobilität auf zwei Rädern in unterschiedlichen Facetten. Beide Fahrzeuge besitzen einen E-Antrieb mit drei Geschwindigkeitsstufen für unterschiedliche Straßenarten. Der Antrieb ermöglicht bis zu 25 km/h für den Einsatz auf Radwegen, bis zu 45 km/h auf innerstädtischen Straßen und bis zu 60 km/h Höchstgeschwindigkeit auf mehrspurigen Straßen und außerorts. Für die höheren Geschwindigkeiten sind jedoch Versicherungskennzeichen und eine entsprechende Fahrerlaubnis Voraussetzung. Während beim BMW i Vision Amby, einem High-Speed Pedelec, stetig in die Pedale getreten werden muss, um die Unterstützung des E-Antriebs zu erhalten, beschleunigt das BMW Motorrad Vision Amby per Gasgriff/Gashebel und besitzt typisch für ein Motorrad Fußrasten statt Pedalen.

Welche Modi dem Fahrer zur Verfügung stehen, ist per App auf dem Smartphone hinterlegt, das sich mit dem jeweiligen Amby-Visionsfahrzeug verbindet. Eine manuelle Wahl der Fahrstufe ist ebenso denkbar wie die automatische Erkennung von Position und Straßentyp per Geofencing-Technologie und eine damit verbundene automatische Anpassung der Höchstgeschwindigkeit. Da es die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein derartiges Fahrzeug mit modularem Geschwindigkeitskonzept noch nicht gibt, hofft BMW darauf, mit den beiden Fahrzeugen eine Debatte über betreffende Vorschriften anzustoßen. Der Automobilkonzern möchte schließlich weiterhin Teil des Mobilitätsangebots in Großstädten sein, selbst wenn PKWs dort in Zukunft immer weniger Raum bekommen sollten.

Das Aufbrechen scheinbar fester Kategorien

Werner Haumayr sieht eine drastische Veränderung der (Individual-)Verkehrsmittel, mit denen wir uns bewegen, auf uns zukommen. Das beeinflusst auch die Art, wie man über Vehikel denkt. „Überall brechen scheinbar feste Kategorien auf – und das ist gut. In Zukunft sollen nicht Einteilungen wie »Auto«, »Fahrrad« und »Motorrad« bestimmen, was wir denken, entwickeln und anbieten“, sagt der Leiter der Designkonzeption bei der BMW Group. „Vielmehr gibt uns dieser Paradigmenwechsel die Möglichkeit, Produkte an den Lebensgewohnheiten von Menschen auszurichten. So wie mit dem High-Speed Pedelec BMW i Vision Amby. Zwischen Fahrrad und Leichtkraftrad verortet, können unsere Kunden damit selbst entscheiden, welche Straßen oder Wege sie damit im Ballungsraum befahren möchten. Sie haben größtmögliche Flexibilität, gleichzeitig treten sie in die Pedale und halten sich fit. Durch die Modi und die clevere Routenwahl dürfte es in der Stadt wenig schnellere Optionen geben.“

Die BMW Group sieht das i Vision Amby zukünftig als attraktives Verkehrsmittel in größeren Städten. Als Zweitfahrzeug in der Familie oder auch als Einstieg in die Welt der pedalgetriebenen, elektrifizierten einspurigen Fahrzeuge bietet das i Vision Amby ein vielseitiges Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. Es erweitert den Aktionsradius eines herkömmlichen E-Bikes durch clevere Technologien um die drei Fahrmodi enorm.

Amby steht für »Adaptive MoBilitY«.Welche Modi dem Fahrer zur Verfügung stehen, ist per App auf dem Smartphone hinterlegt.
Das Design: hochwertig integrierte Details und leichter Transport

Das Design des i Vision Amby ist geprägt von optischer Leichtigkeit und kraftvoller Athletik. Gleichzeitig spricht aus jedem Detail, dass es mehr kann als ein gewöhnliches E-Bike. Bereits der Rahmenaufbau ist größer dimensioniert, alles wirkt kräftiger und stabiler. Die moderne Rahmengeometrie wirkt wie eine Mischung aus Rennrad und sportlichem E-Bike. Das obere Rahmenrohr ist skulptural aus vier Aluprofilen gearbeitet und nicht nur optisch ein ausdrucksvolles und modernes Statement. Seine leicht ansteigende Gestik unterstreicht die dynamische Aussage. Zwischen den Profilen bietet ein Stauraum Platz für einen Rucksack oder eine Laptoptasche. Kurz vor dem Lenker befindet sich die Fläche zur Smartphone-Integration, die das Endgerät gut sichtbar und sicher per Magnet an Ort und Stelle hält.

Im Zentrum des Rahmens sitzt der Energiespeicher. Mit seinen 2.000 Wh ermöglicht er je nach Fahrmodus eine Reichweite von bis 300 Kilometern. Dank Fast-Charging-Technologie soll er nach nur drei Stunden wieder geladen sein. Im Bereich der Pedale, ebenfalls in Schwarz gehalten, sitzt die Antriebseinheit, die jedoch nur unterstützt, wenn in die Pedale getreten wird. Für die Kraftübertragung sorgt ein wartungsarmer Zahnriemen; das Getriebe ist in den Antrieb integriert. Eine hochwertige Einarmschwinge, wie man sie sonst nur von BMW-Motorrädern kennt, verbindet das Hinterrad mit dem Rahmen. 120 Millimeter Federweg vorne und hinten sind ideal für alle Anwendungen in und rund um die Stadt bis 60 km/h. Auf den 27,5-Zoll-Felgen sitzen größere und breitere Reifen als üblich, um auch bei höheren Geschwindigkeiten maximalen Komfort und Sicherheit zu gewährleisten.

Die Darstellung des Lenkervorbaus als Teil des Rahmens wirkt sehr technisch und hochwertig. In den breiten Lenker ist das Licht als schmaler, horizontaler LED-Streifen integriert und unterstreicht den modernen, technischen Look dieser Rahmenpartie. Ebenfalls vollintegrierte Bremsen sowie innen geführte Leitungen komplettieren den Look des Lenkerbereichs. Das Rücklicht ist als vertikales LED-Element in die Sattelstütze eingelassen. Darunter bringt ein e-Ink-Display den verwendeten Fahrmodus zur Anzeige.

Für optimalen Transport lässt sich das Hinterrad mit einer Zentralschraube leicht lösen und entfernen. Das Rad in der Federgabel vorne ist ebenfalls klassisch mit einer Schraube entfernbar. So ergibt sich ein kompaktes Maß, der Akku kann ebenfalls entnommen und separat verstaut werden. Dies reduziert das Ladegewicht.

Nachhaltigkeit im Fokus

Bereits durch sein Konzept bringt ein pedalgetriebenes Zweirad als Verkehrsmittel in Ballungszentren viele Vorteile in puncto Emissionsfreiheit, Verkehrsraumerschließung und Energieeffizienz. Darüber hinaus ist das Einspurfahrzeug Teil der Kommunikation zur Kreislaufwirtschaft rund um das Visionsfahrzeug BMW i Vision Circular, das ebenfalls auf der IAA 2021 Mobility Premiere feiert. Deutlich erkennbar ist der Rahmen aus dem gleichen eloxierten Sekundär-Aluminium hergestellt wie der Fahrzeugkörper des i Vision Circular. Darüber hinaus sind Teile des Lenkers und der Energiespeicherabdeckung aus »Floating Grey Polymere« gefertigt, einem recycelten Kunststoff, der auch in den Stoßfängern des Visionsfahrzeugs zum Einsatz kommt. Diese Materialien können nach einem Ende des Produktlebens einfacher in den unternehmenseigenen Materialkreislauf zurückgeführt werden, heißt es von BMW. Als Bremsflüssigkeit kommt ein aus Raps gewonnenes Öl zum Einsatz. Gleichzeitig achtete die BMW Group darauf, dass die Komponenten des i Vision Amby in Deutschland produziert wurden und mit der Lieferkette im Blick möglichst geringe Wege hinter sich haben.

Mehr Details zu den Nachhaltigkeitsthemen rund um die Konzeptfahrzeuge der BMW Group auf der IAA Mobility 2021 finden sich auf der BMW Circular Lab Microsite unter www.bmw.com, im BMW Circular Hub auf dem Max-Joseph-Platz in der Münchner Innenstadt sowie im Zusammenhang mit dem Visionsfahrzeug i Vision Circular.

Schlüssel, Teil 1: Das Smartphone als Schlüssel

Mittels der eigens entwickelten App kann der Benutzer das Amby zur Fahrt aktivieren, seine hinterlegten Führerscheinklassen einlesen sowie den passenden, notwendigen Versicherungsschutz on demand nutzen. Somit übernimmt die App die klassische Schlüsselfunktion und nutzt die im Smartphone üblichen Identifizierungsmöglichkeiten wie z. B. Face ID analog zu der Funktion »Digital Key«, mit der BMW es laut eigener Aussage als erster Automobilhersteller ermöglicht, jedes kompatible iPhone zu einem digitalen Autoschlüssel zu machen, mit dem die Kunden ihren BMW ganz komfortabel und sicher entriegeln, abschließen und selbstverständlich auch starten können. Darüber hinaus sind weitere Grundfunktionen und Statusabfragen (z. B. aktueller und geplanter Ladezustand) ähnlich der BMW App verfügbar. Die elektrisch verstellbare Sattelstütze wird passend zum in der App hinterlegten Profil biometrisch optimiert und auf Basis vorher eingegebener Daten wie Größe und Beininnenlänge der Person entsprechend vor der Fahrt verstellt. Über Over-the-Air-Updates erhalten die Kunden jederzeit Weiterentwicklungen sowie Anpassungen in der Software. Das im Visionsfahrzeug gezeigte Smartphone lädt induktiv auf der magnetischen Halterung im unteren Blickfeld. Darüber hinaus werden über diese Konnektivitätsmöglichkeiten auch ein Diebstahlschutz und die frei programmierbare Wegfahrsperre als eine Grundfunktion angeboten. Die Suchfunktion »Wo ist mein BMW i Vision Amby?« ist so nur einen Klick am Smartphone entfernt.

Schlüssel, Teil 2: Geofencing als Schlüsseltechnologie

Anstatt selbst den Fahrmodus zu wählen, kann die bereits erwähnte Geofencing-Technologie in Kombination mit dem detaillierten Kartendienst »Here« die maßgebenden Parameter für die automatische Anpassung des Geschwindigkeitsmodus und der dazu passenden Versicherungsleistung schaffen. Durch die Geofencing-Technologie erkennt das Fahrzeug die Art der gerade befahrenen Straße und passt automatisch die maximal erlaubte Geschwindigkeit an. So kann sich das Amby von einem Pedelec zu einem S-Pedelec-ähnlichen oder sogar motorradähnlichen Fahrzeug wandeln. Um die maximale Freiheit in der Nutzung der Fahrwege zu ermöglichen, ist eine manuelle Modus-Regelung natürlich integriert. Stets jedoch mit intelligenter Absicherung der Verkehrs- und Sicherheitsregeln.

Das dafür notwendige Kennzeichen wird in diesem Zuge über das Display mit e-Ink-Technologie umgesetzt. Der aktuell aktivierte bzw. gewählte Modus ist somit für die anderen Verkehrsteilnehmer einfach erkennbar.

Wozu das Amby noch fähig sein könnte

Darüber hinaus sind beim i Vision Amby weitere technologische Funktionen denkbar: Ein für Fahrräder optimiertes ABS-System könnte die Sicherheit erhöhen, ebenso ein automatischer Fernlicht- bzw. Bremslichtassistent sowie ein Tagfahrlicht. Ein Reifendruckkontrollsystem wie bei BMW-Motorrädern ist ebenfalls denkbar. Abgerundet werden könnten die Sicherheitsfeatures mit einem Abstandsradar, der bis zu einer Reichweite von 140 Metern optisch und akustisch vor sich von hinten nähernden Fahrzeugen warnt.

Leistungsdaten BMW i Vision Amby
Batterie: 2.000 Wh
Ladezeit: 3 Stunden (Fast Charging)
Vmod1: bis 25 km/h
Vmod2: bis 45 km/h
Vmodmax: bis 60 km/h
Reichweite:

300+ km (bis 25 km/h Vmax)

180 km (bis 45 km/h Vmax)

75 km (bis 60 km/h Vmax)

Radstand: 1.160mm (bei Rahmengröße M/L)
Federweg: 120 mm vorne und hinten
Gewicht: ca. 30 kg

www.bmw.com

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