ÖAMTC-Crashtes

Ab sofort vier neue Kriterien Teil von Euro NCAP

von Siawasch Aeenechi
Foto: © ÖAMTC

Der ÖAMTC und seine Partner überprüfen im Rahmen von Euro NCAP laufend die aktive und passive Sicherheit aktueller Fahrzeuge. „Seit den Anfängen der Crashtests in den 1980er-Jahren hat sich viel verändert. Gerade in jüngster Zeit hat die Sicherheitstechnik enorme Fortschritte gemacht – man denke allein an die Vielzahl an Assistenzsystemen, die mittlerweile verfügbar sind“, hält Max Lang, ÖAMTC-Experte für Fahrzeugsicherheit, fest. „Entsprechend wichtig ist es für uns seit jeher, unsere Sicherheitstests ständig zu erweitern und an aktuelle Entwicklungen anzupassen.“

Das jüngste Ergebnis dieser Bemühungen um noch mehr Sicherheit sind vier zusätzliche Systeme, die ab sofort bei jedem getesteten Fahrzeug untersucht werden. Lang führt aus: „Im Bereich der Kindersicherheit überprüfen wir nun auch das Vorhandensein einer ‚child presence detection‘. Dieses System erkennt anhand von Sensoren oder Kameras, ob sich nach dem Aussteigen noch Kinder im Auto befinden und gibt gegebenenfalls eine Warnung aus. So soll ein ‚versehentliches Zurücklassen‘ verhindert werden.“ Die drei weiteren Neuerungen fallen in den Bereich „Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer:innen“ (Ausstiegswarner zur Verhinderung von „dooring“-Unfällen und ein autonomes Notbremssystem, das auf Motorräder reagiert) bzw. unter die Assistenzsysteme (Müdigkeitserkennung bzw. -warnung).

Neue Kriterien – Testpremiere für zwei Modelle von Nio

Die ersten Fahrzeuge, bei denen das erweiterte Testprogramm angewendet wurde, sind die Modelle EL7 und ET5, E-Autos des chinesischen Herstellers Nio. Insgesamt erreichen beide die Höchstwertung von fünf Sternen mit sehr guten Ergebnissen in den vier Hauptbereichen Erwachsenen-, Kindersicherheit, Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer:innen sowie Ausstattung mit Fahrassistenzsystemen. Der ÖAMTC-Experte erklärt: „Das Sicherheitsniveau ist beeindruckend, speziell in Hinblick auf die Sicherheit für erwachsene Fahrzeuginsass:innen – aber auch beim einstigen Sorgenkind, dem Schutz von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen, können beide Autos überzeugen. Das hat weniger mit der Bauweise zu tun – vor allem die A-Säulen bergen nach wie vor hohe Verletzungsgefahr – sondern mit den immer besser werdenden Assistenzsystemen.“

Blickt man nur auf die neuen Kriterien, fällt die Euro NCAP-Premiere hingegen gemischt aus. „Beide Modelle verfügen über ein System, das – zumindest auf den Rücksitzen – die Anwesenheit von Kindern erkennt. Leider funktioniert das aber noch nicht im erhofften Ausmaß“, konstatiert Lang. „Die Fahrzeuge serienmäßig damit auszustatten, ist dennoch eine begrüßenswerte Idee – wenn jetzt noch technisch nachgebessert wird, kann das künftig tatsächlich eine Möglichkeit sein, gefährliche Situationen zu verhindern.“

Beim Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer:innen gibt es gute und schlechte Nachrichten: Während der autonome Notbremsassistent mit Motorraderkennung vor allem beim Nio ET5 sehr gut funktioniert, haben beide Probleme mit der Verhinderung von „dooring“: Hier wurde nicht in jedem Fall das Öffnen der Tür verhindert, wenn sich ein Fahrrad von hinten näherte. „Was bei beiden Autos hingegen bereits sehr gut funktioniert: Die kameragestützte Erkennung müder Lenker:innen“, stellt Lang klar.

E-Varianten zweier Genesis-Modelle zeigen: Sicherheit hängt nicht von Antrieb ab

Noch nach dem bisherigen Schema getestet wurden unlängst zwei weitere Fahrzeuge aus Fernost: G80 und GV70 von Genesis, einer Automobilmarke aus dem Hyundai-Konzern. Beide standen bereits 2021 auf dem Prüfstand – damals allerdings noch mit Verbrennungsmotor. „Mittlerweile bietet Genesis sowohl den G80 als auch den GV70 in einer vollelektrischen Version an. Wir haben nun überprüft, ob die guten Ergebnisse – beide erreichten 2021 fünf Sterne – auch für die E-Variante gelten“, erklärt Max Lang. Das Ergebnis: Auch diese Modelle erreichen fünf Sterne und unterscheiden sich hinsichtlich Sicherheit nicht von den Verbrenner-Ausführungen.

Der ÖAMTC-Experte hält fest: „Unsere Tests zeigen einmal mehr, dass es in dieser Hinsicht keine Rolle spielt, ob man sich für ein Fahrzeug mit E-, Verbrennungs- oder Hybrid-Antrieb entscheidet: Überzeugt eine Variante in den Sicherheitstests, gilt das in der Regel auch für alle anderen. Wirklich überraschend ist das freilich nicht, denn die dafür maßgeblichen Komponenten, darunter aktive und passive Sicherheitssysteme und Fahrassistenten, unterscheiden sich meist nicht.“ Und das höhere Gewicht, das E-Autos in der Regel auf die Waage bringen? Lang: „Wir sehen, dass die Hersteller mittlerweile auch damit umgehen können und bei ihren Bemühungen um Sicherheit – nicht nur für die Fahrzeuginsass:innen – entsprechende Reserven einplanen.“

Weitere Informationen: www.oemtc.at

Quelle: ÖAMTC

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