Das Projekt Alright2T setzt sich zum Ziel, den Luftfahrtsektor nachhaltiger zu gestalten und zu dekarbonisieren, indem innovative Betankungstechnologien für flüssigen Wasserstoff (LH2) im realen Flughafenbetrieb getestet werden. Als vielversprechende Alternative zu fossilen Brennstoffen kann flüssiger Wasserstoff erheblich zur Reduktion von CO₂-Emissionen beitragen und den ökologischen Fußabdruck der Luftfahrt maßgeblich verringern. Mit diesem Ansatz unterstützt das Projekt die Vision der Europäischen Kommission für umweltfreundliche Flughäfen und eine klimaneutrale Luftfahrt bis 2050.
Alright2T beschäftigt sich mit der direkten Betankung von Flugzeugen mit flüssigem Wasserstoff und der Definition der damit verbundenen Sicherheits-, Betriebs- und Normungsaspekte. Diese Technologie wird im realen Betrieb auf dem Mailänder Flughafen Malpensa demonstriert, um ihre Praktikabilität und Sicherheit zu bewerten und die Grundlagen für eine breitere Anwendung zu schaffen. Die Ergebnisse sollen auch als Modell für die Einführung an anderen Flughäfen dienen, um die Infrastruktur für flüssigen Wasserstoff im Luftverkehr standardisieren zu können.
Eine zentrale Herausforderung des Projekts liegt in der sicheren Handhabung und Lagerung von flüssigem Wasserstoff, der bei extrem niedrigen Temperaturen gehalten werden muss, sowie in der Einhaltung hoher Sicherheits- und Betriebsstandards. Zusätzlich muss die Logistik an Flughäfen so angepasst werden, dass eine zuverlässige Versorgung mit Wasserstoff auch bei hoher Nachfrage gewährleistet ist. Die Projektpartner erforschen verschiedene Versorgungsmodelle: von der externen Erzeugung und Anlieferung per Straßentankwagen oder Pipeline bis zur Produktion und Verflüssigung direkt am Flughafen.
Das Alright2T-Konsortium besteht aus 21 Partnern aus sieben europäischen Ländern und Israel, darunter Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten. Die Leitung des Projekts liegt bei ENEA, der italienischen Agentur für neue Technologien und nachhaltige Entwicklung, die das Projekt im Rahmen des EU-Programms Horizon Europe koordiniert. Die Partner bringen Fachwissen aus den Bereichen Flugzeugtechnologie, Wasserstoffinfrastruktur, Sicherheitsstandards und Betriebsoptimierung in die Entwicklung ein. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, die gesamte Wertschöpfungskette zu simulieren und innovative Ansätze für die zukünftige Wasserstoffnutzung in der Luftfahrt zu entwickeln.
Das AIT Austrian Institute of Technology spielt eine zentrale Rolle in diesem Projekt und bringt seine umfangreiche Expertise in mehreren Bereichen ein, um die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der geplanten LH2-Betankungslösungen sicherzustellen:
- Technologisch-ökonomische Bewertung der LH2-Infrastruktur: Das AIT analysiert die verschiedenen Optionen zur Beschaffung und Bereitstellung von LH2, um die kostengünstigste und effizienteste Lösung zu identifizieren. Mithilfe von Simulationen im TESCA (Techno-Economic System and Component Analysis) Framework untersucht das AIT die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffversorgung sowohl kurz- als auch langfristig. Diese technologisch-ökonomischen Analysen berücksichtigen außerdem zukünftige Kostenfaktoren wie CO₂-Zertifikate, die im Vergleich zur traditionellen kerosinbasierten Luftfahrt die Vorteile von LH2-Antrieben deutlich machen.
- Simulation und Optimierung der LH2-Tankprozesse: Das AIT entwickelt komplexe Multi-Physik-Simulationen, um das Verhalten von LH2 in Tanks während des Betankens und Enttankens zu erforschen. Diese Simulationen ermöglichen ein tiefgehendes Verständnis der thermomechanischen Wechselwirkungen zwischen Wasserstoff und Tanksystem und werden durch experimentelle Daten aus sensorbestückten Tanks unterstützt. Das Ziel ist, einen „digitalen Zwilling“ des Betankungsprozesses zu erstellen, der künftig für die präzise Steuerung und Optimierung von LH2-Betankungsvorgängen eingesetzt werden kann.
- Führung des Demonstrationspakets: AIT leitet das Arbeitspaket zur Technologie-Demonstration, das die praktische Erprobung und Bewertung der im Projekt entwickelten LH2-Technologien umfasst. In diesem Rahmen analysiert AIT die technische Reife und Skalierbarkeit der Betankungstechnologien und bewertet deren Marktpotenzial. Damit liefert AIT wichtige Erkenntnisse darüber, wie und unter welchen Bedingungen diese Technologien in die kommerzielle Luftfahrt integriert werden können.
- Strategie für Verwertung und geistiges Eigentum (IPR): In enger Zusammenarbeit mit den Industriepartnern koordiniert das AIT die Strategie zur Verwertung der Projektergebnisse und zur Sicherung geistiger Eigentumsrechte. Diese Strategie zielt darauf ab, Synergien mit anderen Forschungsprojekten und industriellen Entwicklungen zu schaffen und die im Rahmen von Alright2T entwickelten Lösungen in eine breitere Anwendung zu überführen.
Damiano Tormen, der das Projekt am AIT koordiniert, fasst zusammen: „Die Nutzung von Wasserstoff in der Luftfahrt ist noch nicht vollständig erforscht und bewertet, könnte jedoch disruptiven Wandel im Luftfahrtsektor anstoßen und den Weg für bislang ungekannte, umweltfreundlichere Lösungen und Technologien ebnen. Als treibende Kraft in diesem Forschungsbereich hat das AIT die Möglichkeit, eine zentrale Rolle in diesem grundlegenden Wandel des Transportsektors einzunehmen – mit dem Ziel, der Gesellschaft nachhaltigen Nutzen zu stiften.“
Weitere Informationen: www.ait.ac.at