Mercedes-Benz eActros geht bei Hermes in den Betriebseinsatz

Der eActros in der Praxis

von David Lodahl

Mercedes-Benz Trucks startet die Praxistests seines vollelektrischen schweren Lkw eActros. Der Handels- und Logistikdienstleister Hermes ist der erste von insgesamt 20 Kunden aus unterschiedlichen Branchen, die den Elektro-Lkw in ihre Flotte integrieren. Die Kunden setzen jeweils einen seriennahen 18- oder 25-Tonner ein Jahr lang im normalen Betrieb ein und testen ihn auf seine Alltagstauglichkeit. Das Ziel ist, lokal emissionsfreies und leises Fahren in Städten später auch mit schweren Serien-Lkw zu realisieren. Die Testserie gliedert sich in zwei Phasen mit jeweils zehn Kunden und dauert insgesamt ca. zwei Jahre.

Jeder Kundeneinsatz stellt spezielle Anforderungen an den eActros. Hermes erprobt einen 25-Tonner hauptsächlich auf einer 50 km langen Strecke, die zwischen Bad Hersfeld und dem Hermes Logistik-Center Friedewald in Nordhessen verläuft. Die Tour führt durch eine von Hügeln geprägte Landschaft und wird sechs- bis achtmal am Tag gefahren. Dies macht mindestens einen Ladevorgang zwischen den Fahrten erforderlich. Die Reichweite des eActros beträgt bis zu 200 km. Die Übergabe des Fahrzeugs an Hermes fand im September in Bad Hersfeld statt. Weitere Kundenübergaben erfolgen bis Ende des Jahres.

Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw: „Die Praxistests mit dem eActros sind ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Serienprodukt. Mit den umfassenden Erkenntnissen wollen wir Elektro-Lkw für den innerstädtischen Verteilerverkehr, die betriebswirtschaftlich auf Augenhöhe mit Diesel-Lkw liegen, ab 2021 realisieren. Unser Fokus liegt auf Reichweite und Kosten der Batterien, aber auch auf der notwendigen Infrastruktur für den Einsatz in den gewerblichen Flotten unserer Kunden.

Wir freuen uns natürlich besonders, den ersten eActros unserer Innovationsflotte an Hermes als langjährigen Kunden und Erprobungs-Partner von Daimler zu übergeben“, so Buchner weiter.

Oliver Lanka, Head of Central Procurement bei Hermes Germany: „Elektromobilität ist ein essentieller Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Entsprechend haben wir uns das hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 in allen Ballungszentren in Deutschland emissionsfrei zuzustellen. Neben dem Einsatz von batterieelektrischen Transportern auf der Letzten Meile ist auch die sukzessive Elektrifizierung des schweren Verteiler- und Zubringerverkehrs für uns ein wichtiges Thema. Hier arbeiten wir eng mit Mercedes-Benz Trucks zusammen. Sowohl das technologische Konzept des eActros als auch der umfassende Service- Ansatz sowie die Beratung haben uns überzeugt.

Intensive Kundenberatung und –betreuung

Den Praxiseinsätzen des eActros bei den Kunden geht eine intensive Beratung durch die Experten von Mercedes-Benz Trucks voraus. Dabei werden vor allem die speziellen Kundenanforderungen definiert, die entsprechende Variante des eActros bestimmt und Fragen rund um die nötige Infrastruktur geklärt. Alle Testkunden transportieren Waren im Stadtverkehr und setzen den eActros für Aufgaben ein, die sonst mit konventionellen Dieselantrieben erledigt würden – aber in völlig unterschiedlichen Branchen und Kategorien. Die Palette reicht von Lebensmitteln bis zu Bau- und Werkstoffen. Je nach Anforderung erhalten die Kunden den zweiachsigen 18-Tonner oder den dreiachsigen 25-Tonner. Bei den Aufbauten reichen die Varianten vom Kühlkoffer über Trockenkoffer bis hin zu Silo oder Plane.

Die Experten von Mercedes-Benz Trucks stehen den Kunden während des Tests rund um die Uhr zur Verfügung, zudem führen sie die Fahrer sowie die Mechaniker der Kunden zu Beginn über mehrere Tage verteilt in die spezifischen Eigenheiten des Elektro-Lkw ein. Die Fahrer können den Experten von Mercedes- Benz Trucks dann während des Tests per Knopfdruck direkt im Führerhaus in Form von Sprachnachrichten Rückmeldung zum Fahrzeug geben. Zusätzlich zeichnen die Experten alle relevanten Daten des Fahrzeugs kontinuierlich auf und werten diese aus.

Vollständig auf Elektroantrieb ausgerichtete Architektur

Der Rahmen des Mercedes-Benz Actros dient dem eActros als Basis. Darüber hinaus handelt es sich beim eActros aber um eine vollständig auf Elektroantrieb ausgerichtete Architektur mit hohem Anteil spezifischer Teile. So basiert beispielsweise die Antriebsachse auf dem Typ ZF AVE 130, der sich in Hybrid- und Brennstoffzellen-Omnibussen von Mercedes-Benz bewährt hat und nun für den eActros wesentlich überarbeitet wurde. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren nahe den Radnaben der Hinterachse. Ihre Leistung beläuft sich auf jeweils 126 kW, das maximale Drehmoment auf jeweils 485 Nm. Nach der Übersetzung werden daraus jeweils 11 000 Nm. Die Fahrleistung ist damit der eines Diesel-Lkw ebenbürtig. Die maximal zulässige Achslast liegt bei den üblichen 11,5 t. Die Energie kommt aus Lithium-Ionen-Batterien mit 240 kWh. Sie haben sich bereits bei der EvoBus GmbH bewährt – sind also keine Prototypen mehr. Sie lassen sich in Abhängigkeit der verfügbaren Ladeleistung innerhalb von zwei bis elf Stunden vollständig aufladen (bei 150 bzw. 20 kW).

Mit Elektro-Lkw sammelt Daimler bereits seit dem Jahr 2010 Erfahrung und hat seit vergangenem Jahr seinen ersten in Serie gefertigten vollelektrischen Lkw auf dem Markt und in Kundenhand: den leichten Lkw Fuso eCanter. Im Bus-Segment werden erste Mercedes-Benz eCitaro ab Ende des Jahres ausgeliefert und bei einer sogenannten kundennahen Fahrerprobung in die Praxis gehen. Im Bereich Transporter ist der eVito von Mercedes-Benz Vans seit November 2017 bestellbar und er wird nach der diesjährigen Nutzfahrzeug-IAA ausgeliefert. 2019 folgt der eSprinter. Die Fahrzeuge von Daimler Trucks, Daimler Buses und Mercedes-Benz Vans decken somit den gesamten innerstädtischen Verkehr mit Elektrofahrzeugen ab.

Quelle: Mercedes-Benz

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