Mit dem Ziel, CO2-Emissionen zu reduzieren, wird die E-Mobilität immer wichtiger, weil durch den Gebrauch von Elektrofahrzeugen nicht auf direktem Weg CO2 ausgestoßen wird. Zu 99 % werden CO2-Emissionen im Verkehrsbereich derzeit nämlich vom Straßenverkehr verursacht, zu 1 % vom Flug-, Schiffs- und Eisenbahnverkehr, wie aus dem Klimaschutzbericht 2016 des Bundesumweltamtes hervorgeht.
Bereits im März 2017 hielt Dr. Harald Proidl, Leiter der Abteilung Ökoenergie und Energieeffizienz, E-Control, ein Webinar zum Thema E-Mobility. Dabei versuchte er einen Überblick zu schaffen, welche Bedeutung der Elektromobilität heute zukommt und in welche Richtung sie sich in Zukunft entwickeln wird. Auch Fragestellungen an die Teilnehmer waren Teil des Webinars, um herauszufinden, inwieweit Elektromobilität bereits in der Gesellschaft angekommen ist.
Schwerpunkte aus der Sicht der E-Control
Wichtig in Bezug auf das Thema Elektromobilität ist das von der E-Control nach § 22a E-Control-Gestetz zu führende Ladepunkteregister (in Anlehnung an den Spritpreisrechner). Ortsangaben für öffentlich zugängliche Ladepunkte sollen in offener und nichtdiskriminierender Weise zugänglich sein. Laut aktueller Information von Dr. Proidl (Stand November 2017) werden derzeit noch die Machbarkeit und Umsetzungsmöglichkeiten des Ladepunkteregisters in Abhängigkeit des vorhandenen Budgets evaluiert. Ebenso wichtige Themen sind für die E-Control die freie Lieferantenwahl für den Betreiber (geregelt im EIWOG 2010), die allgemeine Anschlusspflicht und der Nachweis der Herkunft des Stroms.
Tanken mit dem Stromauto
Die Schätzung der Ladepunkte in Österreich belief sich zum Zeitpunkt des Webinars auf 2.356 Ladepunkte, wovon 346 als Schnellladepunkte konzipiert sind. Dr. Proidl betrachtet dies als ausreichendes flächendeckendes Netz, das natürlich immer weiter ausgebaut werden wird.
E-Mobility und der/die Prosumer
Durch die zunehmende Bedeutung von sogenannten »Prosumern«, wurde im Webinar ein 3-Komponenten-Prosumer-Modell (E-Mobil, PV-Anlage, Batterie) als Beispiel angeführt. Hat man zu Hause eine 5 kWp-PV-Anlage auf seinem Dach installiert, liegt der Jahresertrag bei 900 Volllaststunden bei 4.500 kWh. Ist dann ein alltagstaugliches E-Mobil mit 400 km Reichweite in Verwendung, so entspricht ein »Volltank« 60 kWh. Der gesamte Jahresverbrauch liegt dann also bei 2.200 kWh. Wenn 80 % der Ladung zu Hause erfolgt, ist ein Bedarf von 1.760 kWh gegeben. Beim Vergleich von Energie-Erzeugung und Verbrauch des E-Mobils ergibt sich daher ein Überschuss von 2.740 kWh, was ganz gut klingt. Hier wird aber ein Idealszenario betrachtet.
Bei der PV-Anlage ist nämlich zu beachten, dass 90 % der Arbeit zwischen April und Oktober verrichtet werden. Von November bis März kommt es somit in Summe zu maximal 450 kWh Ertrag und das sehr ungleich verteilt. Das verwendete Elektroauto hat monatlich einen Bedarf von 183 kWh.
Ergebnis ist, dass das E-Mobil (wenn nur zu Hause getankt wird) am Wohnort von November bis März einen Bedarf von 732 kWh hat, die Erzeugung der PV-Anlage aber nur bei 450 kWh liegt. In den Wintermonaten kommt es daher zur klaren Unterdeckung, wobei hier immer noch ein Idealszenario vorliegt, in dem das Elektrofahrzeug auch bei verfügbarer Energie am Wohnort steht.
Beispiel für Sommertage
Hier wird von der Annahme, dass an einem wunderschönen Sommertag mit acht Sonnenstunden bei einer 5 kWp-Anlage ein Ertrag von 40 kWh möglich ist, ausgegangen. Damit kann das E-Auto nicht »voll getankt« werden, da die Fahrzeuge neuerer Generation mit größerer Reichweite eine Batterie mit bis zu 60 kWh haben. Bei dieser Nutzung liegt noch immer das Idealszenario zu Grunde, dass das E-Mobil am Wohnort steht, wenn die Sonne scheint. Tendenziell wird das aber nicht so sein, da das Elektrofahrzeug in der Arbeit oder beim P&R steht.
Hilft ein Speicher über das Dilemma hinaus?
Die Antwort von Dr. Proidl ist, dass Speicher nur eingeschränkt Abhilfe schaffen, da gängige Speicher ein Aufnahmevolumen von 15 kWh haben. Beispiel: Die Tageserzeugung liegt bei 40 kWh, der Strombedarf eines Haushaltes pro Tag bei 11 kWh und der Strombedarf untertags bei 7,7 kWh. Zieht man von den 40 kWh den Bedarf untertags und die Befüllung des Speichers ab, verbleibt ein Überschuss von 17,3 kWh. Das führt zu dem Fazit, dass wenn das E-Mobil nach Sonnenuntergang nach Hause kommt, es nicht voll getankt werden kann und trotzdem ein ungenützter Überschuss aus der Anlage besteht.
„Technisch ist also vieles möglich. Eine Kombination aus PV-Anlage, E-Mobil und lokalem Speicher kann die Nutzung aus der eigenen Stromerzeugung sicher ein Stück weit optimieren, allerdings ist das mit einigem technischen und finanziellen Aufwand
verbunden. Die vorhandenen Speicher zu den aktuellen Kosten können wohl nur eingeschränkt genutzt werden, um speziell das Verhältnis zwischen PV-Anlage und E-Mobil zu maximieren. Auch die natürlichen Gegebenheiten der Jahreszeiten limitieren die Möglichkeiten. Die Ladezeiten sind daher ein wesentlicher Faktor (zu welcher Tageszeit geladen wird) – auch sehr groß dimensionierte PV-Anlagen helfen dabei nicht weiter“, so die Ansicht von Dr. Proidl.
Fazit von Dr. Harald Proidl zum Thema Elektromobilität
Dr. Proidl kam bereits zum Zeitpunkt des Webinars zu dem Ergebnis, dass Elektromobilität nicht mehr aufzuhalten ist. Seiner Ansicht nach wird die Marktdurchdringung aber noch etwas dauern. „Dennoch ist die E-Mobility in gewissen Anwendungsbereichen schon jetzt 100 % alltagstauglich, zum Beispiel in Fuhrparks oder Fahrzeugflotten von Unternehmen. Schwächen gibt es vor allem noch im privaten Bereich, so ist etwa das Laden im mehrgeschossigen Wohnbau in Ballungszentren noch nicht optimal gelöst.“ Im öffentlichen Bereich sind laut Dr. Proidl derzeit ausreichend Ladestationen vorhanden und sie sind auch flächendeckend verfügbar. „Detailfragen sind in Bezug auf den Netzanschluss und die Errichtung von Ladestationen noch zu klären. Grundsätzlich aber steht einer Errichtung von Ladestationen nichts im Weg. So wie bei jedem anderen Netzanschluss müssen entsprechende rechtliche Vorgaben erfüllt werden.“
Dr. Proidl ist sich auch sicher, dass sich Angebote, Geschäftsmodelle usw. mit der Zeit ändern werden. Nicht das Strommarktmodell als ganzes, aber gewisse Regeln und Anforderungen werden »mitwachsen« müssen – die Stichworte »Prosumer« und Versorgung mit »Grünstrom« etc. spielen hier eine bedeutende Rolle.