Der EU-Neuwagenmarkt legte im April deutlich zu: Die Neuzulassungen stiegen um 15 Prozent gegenüber April 2023. Im Vorjahr fiel Ostern in den Monat April, im laufenden Jahr hingegen in den März. Aussagekräftiger ist daher die Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf: Die EU-weiten Neuzulassungen lagen im Zeitraum Jänner bis April um sieben Prozent höher als im Vorjahreszeitraum – aber dennoch 18 Prozent niedriger als in den ersten vier Monaten des Jahres 2019.
In Österreich wurden im April über 21.000 PKWs neu zugelassen – ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum April des Vorjahres. Auch hier trübt diese positive Entwicklung allerdings ein Vergleich mit den Vor-Pandemie-Zeiten: Von Jänner bis April 2019 wurden fast 113.000 Neuwagen zugelassen, im gleichen Zeitraum heuer waren es nur 85.000 – ein Minus von 25 Prozent.
Insgesamt schätzt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, die Lage des europäischen Neuwagenmarktes daher nach wie vor als angespannt ein: „Auch wenn es kurzfristig ein Aufatmen gibt, hat sich an den allgemeinen Rahmenbedingungen kaum etwas geändert. Nach wie vor ist die Nachfrage niedrig und im Vergleich zu Zeiten vor der COVID-19-Pandemie fehlen im laufenden Jahr EU-weit gut 2,5 Millionen verkaufte Neuwagen. Das führt zu erheblichen Überkapazitäten für die Autobranche.“ Preiss sieht folgende Gründe für die aktuelle Situation: „Nach wie vor ist die Konjunktur schwach und es gibt kaum Anzeichen für einen Aufschwung. Hinzu kommen die geopolitischen Spannungen, die sich negativ auf das Investitionsklima auswirken – sowohl bei Privatleuten als auch bei Unternehmen. Und außerdem drückt die Ungewissheit in Bezug auf den Hochlauf der Elektromobilität auf die Stimmung.“
Der daraus resultierenden Kaufzurückhaltung versuchen die Autobauer mit teils erheblichen Rabatten zu begegnen: „Das Rezept ist altbekannt – allerdings führen die Rabatte, die Hersteller derzeit geben, in Kombination mit den niedrigen Stückzahlen zu weiteren Problemen. Die Margen werden weiter unter Druck geraten, eine positive Trendwende ist aktuell nicht in Sicht.“
Elektroautos: Marktanteil rückläufig
Insgesamt stieg die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos um 15 Prozent, rückläufige Absatzzahlen wurden allerdings in immerhin zehn Ländern registriert.
Im April lag der Marktanteil von Elektroautos etwa auf dem Niveau des Vorjahres: Der Anteil von Elektroautos am Gesamtmarkt betrug 11,9 Prozent – nach 11,8 Prozent im April 2023. In 14 der 28 EU-Länder sank der Marktanteil. In Österreich sank die Anzahl neu zugelassener Elektroautos im Vergleich zum Vorjahr im April um knapp fünf Prozent.
„Was die Zeit des Hochlaufs der E-Mobilität sein sollte, entpuppt sich als Renaissance für Verbrenner. Elektroautos verlieren in immer mehr Märkten Anteile. Die Hersteller hatten hingegen ein kontinuierliches Absatzwachstum in diesem Segment geplant“, so Preiss.
Elektroautos sind in den meisten EU-Ländern nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im April unter zehn Prozent. Der höchste Marktanteil von Elektroautos wurde im April in Dänemark mit 43 Prozent registriert. Den niedrigsten Marktanteil wies Kroatien mit 0,5 Prozent auf. Deutschland lag im April 2024 mit einem Elektro-Marktanteil von 12,2 Prozent im EU-Vergleich im Mittelfeld, ebenso Österreich mit einem Anteil von 15 Prozent.
Die schwache Absatzentwicklung bei Elektroautos könnte sich zu einem Problem für einige Anbieter auswachsen, da 2025 neue, verschärfte CO2-Ziele für die Hersteller in der EU gelten und bei Nichterreichen dieser Ziele Milliardenstrafen fällig werden.
„Um den Markt anzukurbeln, muss das Kundeninteresse neu entfacht werden. Dafür braucht es Maßnahmen seitens der Industrie aber auch der Politik“, sagt Preiss. Vor allem neue Käufergruppen sollten dabei in den Fokus gerückt werden, denn die erste Welle an innovationsaffinen Kund:innen, gerade in Ballungsgebieten, sei inzwischen weitgehend adressiert, während das E-Mobilitätsangebot für ländliche Gegenden angesichts der noch begrenzten und unzureichenden Ladeinfrastruktur und der nach wie vor bestehenden Reichweitenbedenken noch nicht überzeuge. „Der Kauf eines E-Autos geht für die meisten noch mit einigen Bedenken einher – da sind noch erhebliche Überzeugungsarbeit, Investitionen und nicht zuletzt neue, bessere und günstigere Elektroautos notwendig.“
Plug-in Hybride legen stärker zu als Elektroautos
Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von 57 Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Schweden bis zwei Prozent in Kroatien. Österreich liegt mit sechs Prozent im Mittelfeld.
Weitere Informationen: www.ey.com
Quelle: EY Österreich