Deutsche Top-Autozulieferer verstärken sich durch strategische Transaktionen:

Umsatzsteigerung auf 221 Mrd. Euro

von Daniel Schöppl

Trotz der noch immer schwelenden Dieselkrise und struktureller Umbrüche wie dem Weg hin zum vernetzten und autonomen Fahren ist die internationale Automobilzulieferer-Branche solide aufgestellt: Die 86 weltweit umsatzstärksten Zulieferer erzielten 2017 zusammen einen Erlös in Höhe von 909 Mrd. Euro, was einem Wachstum von 5,7 % im Vergleich zu 2016 (860 Mrd. Euro) entspricht. Im Fünf-Jahres-Vergleich (2013-2017) wuchsen die Topzulieferer mit einem jährlichen Schnitt von 8 % sogar stärker als die 11 internationalen Top-OEMs (6 % pro Jahr). Deutsche Zulieferer setzten im vergangenen Jahr 221 Mrd. Euro um und konnten ihren Weltmarktanteil von 21 % im Jahr 2013 auf 24 % ausbauen; allerdings stagniert dieser Wert seit 2015. Dagegen verloren asiatische Zulieferunternehmen ebenso wie die europäischen (ohne Deutschland) im selben Zeitraum 2 Prozentpunkte ihres Weltmarktanteils, während amerikanische Zulieferer einen Prozentpunkt dazugewannen. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Analyse »Wachstumsperspektive Autozulieferer: Die Akkus sind geladen – doch wohin führt der Weg?« von »Strategy&«, der Strategieberatung von PwC.

„Die deutschen Zulieferer haben die disruptiven Entwicklungen in der Autobranche bislang gut gemeistert. Durch die hohe Qualität ihrer Produkte konnten sie weiterhin ein Preispremium durchsetzen und erfolgreich vermarkten, insbesondere zulasten der japanischen Konkurrenz. Letztere ist von den schwächelnden japanischen Herstellern abhängig und blieb vor allem im wichtigen chinesischen Markt in der Vergangenheit hinter den hohen Erwartungen zurück“, erläutert Richard Viereckl, Partner bei PwC Strategy& Deutschland.

Die deutschen Topzulieferer scheinen entschlossen, ihre Position als Innovations- und Qualitätsführer zu festigen, denn sie eint eine im internationalen Vergleich besonders hohe F&E-Intensität: Im Schnitt investierten die führenden deutschen Zulieferer zwischen 2015 und 2017 5,7 % ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Europäische Zulieferer (ohne Deutschland) erreichten im selben Zeitraum eine F&E-Quote von gerade einmal 3,7 %. In Asien und in Amerika steckten die Zulieferer sogar nur 3,2 bzw. 3,1 % ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

„Richtet man den Blick auf die Unternehmensportfolios der deutschen Zulieferer, sind zwei spezielle Cluster erkennbar. Die Reifenbranche beeindruckt mit traditionell hohen und immer noch steigenden EBIT-Margen bei moderaten F&E-Ausgaben. Daneben investieren insbesondere die großen Zulieferer mit breitem Produktportfolio bei solider EBIT-Marge überdurchschnittlich viel in F&E“, kommentiert Henning Rennert, Partner bei PwC Strategy& Deutschland. „Trotz oder gerade wegen der guten Performance der deutschen Zulieferer sind diese Investitionen strategisch wichtig, denn im zukünftigen Spannungsfeld elektrischer, autonomer, vernetzter und geteilter Autos müssen alle Player erst noch Kompetenzen aufbauen. Zudem setzen internationale Wettbewerber insbesondere aus China gerade zum Sprung an.“

Für den strategischen Kompetenzaufbau in Zukunftsfeldern sprechen auch die starken M&A-Aktivitäten der Branche. 85 % der untersuchten deutschen Zuliefererunternehmen haben zwischen 2015 und 2018 entsprechende Transaktionen getätigt. Die Firmen richten ihren Fokus dabei vor allem auf den anorganischen Aufbau von Software-Kompetenzen: Vergleicht man den Zeitraum von 2012 bis 2014 mit den Jahren 2015 bis 2018, haben sich die Käufe im Bereich Software auf globaler Ebene mehr als verfünffacht. Auch bei Elektrik bzw. Elektronik stiegen die Zukäufe zwischen den beiden betrachteten Zeiträumen um 48 %, wobei sich die Zulieferer besonders im Infotainment-Bereich engagierten. Aufkäufe bei Hybrid- und BEV-Antrieben gingen dagegen um 7 % zurück, was darauf schließen lässt, dass die Industriestruktur in dieser Sparte bereits gefestigt ist.

Vor allem große Zulieferer rüsten sich mit gezielten F&E-Investitionen sowie einem Portfoliomanagement für die Zukunft und digitalisieren ihre Produkte oder erweitern ihr Angebot mit Dienstleistungen wie digitalen Flottenmanagement-Lösungen, Kartendaten oder Ridesharing. Auf diesem Gebiet treten die Zulieferer neuerdings sogar in direkte Konkurrenz zu den Autoherstellern und erreichen somit auch den B2C-Markt. Diesen haben Software-Giganten schon seit Jahren erobert und verfügen bereits über etablierte Strukturen sowie ausgezeichnete Kompetenzen in einigen Bereichen, sodass sich der Wettbewerb erhöht. Zudem investieren die großen Technologiefirmen deutlich stärker im Bereich F&E bei gleichzeitig kürzeren Entwicklungszyklen und größerer Agilität. „Will sich die deutsche Automobilindustrie hier mittelfristig nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, wird das nur durch eine stärkere Kooperation von Topzulieferern mit Herstellern möglich sein – vereinte Kräfte sind gefragt“, schließt Rennert.

Methodik

Für die Studie wurden 86 internationale Topzuliefererunternehmen untersucht. In die Analyse flossen die Finanzkennzahlen (Bilanz-, G+V- und weitere Kennzahlen wie die F&E-Quote) der Zulieferer ebenso wie M&A-Daten ein. Der Betrachtungszeitraum der Studie umfasst die Jahre 2013 bis 2018.

 

Die Ergebnisse der Automobilzulieferer-Studie: strategyand.pwc.com

 

Quelle: Presseportal

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