Mit der kleinen ­Französin nach Linz

eCar-Test: Renault Zoe Bose Q90

von David Lodahl

Der Elektrokleinwagen Renault Zoe, von Liebhabern ganz liebevoll »die Zoe« genannt, ist eigentlich für die Stadt konzipiert. Nach einem Batterieupgrade wurde die Akkukapazität mit 41 kWh im Vergleich zum Vorgängermodell fast verdoppelt. Für uns Grund genug, die liebe Zoe auch außerhalb der Stadt zu testen.

Als Testfahrzeug steht uns Renault Zoe Q90 in der Bose-Edition zur Verfügung, die neben dem großen Akku auch über Ledersitze, beheizbare Sitze, 16″-Leichtmetallfelgen und ein Bose®-Soundsystem verfügt.

In der Ausstattungsvariante »Bose« sind u.a. beheizbare Vordersitze, Lederpolsterung, 16-Zoll- Leichtmetallfelgen und natürlich ein Bose®-Soundsystem enthalten.

Startpunkt unserer Testfahrt ist Stockerau (NÖ), von dort aus geht es über die Bundesstraße durch die wunderschöne Wachau und anschließend nach Linz. Für die Rückfahrt werden wir die kürzeste Route, also über die Autobahn, wählen.

Leider ist das Wetter bei unserer Abfahrt in Stockerau regnerisch und für den Hochsommer auch viel zu kühl. Ich stelle alle Reichweiten- und Verbrauchszähler auf Null und gebe das Ziel ins Navi ein. Zoe wartet vollgeladen auf die Abfahrt und verspricht eine Reichweite von 270 km.

Laut Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) liegt die Reichweite der Zoe bei 370 km. In der Praxis spricht man jedoch von einer reellen Reichweite von 280 bis 300 km. Offensichtlich dürfte mein »Vortester« etwas flotter unterwegs gewesen sein, daher geht Zoe von einem höheren Verbrauch aus und kürzt dementsprechend die Reichweite.

Ich habe nicht vor, übermäßig schnell zu fahren und im grünen Bereich der Anzeige zu bleiben, aber dahinschleichen wollen wir ja auch nicht. Daher pendle ich mich fürs erste auf etwa 90 km/h ein. Wie schon vorher erwähnt, ist die Zoe als Stadtflitzer konzipiert und das merkt man auch. Aufgrund der höheren Geschwindigkeit, gepaart mit dem Regen, ist es relativ laut im Auto. Ein Telefonat über die Freisprecheinrichtung muss ich abbrechen, da mich mein Ansprechpartner nicht verstehen kann.

Das Cockpit wirkt aufgeräumt und hat einen eigenen Charme, leider kam es aber des Öfteren zu störenden Spiegelungen in der Frontscheibe

Als wir in Dürnstein ankommen, nutzen wir die Gelegenheit und die nette Kulisse, um ein paar Fotos zu schießen. Bereits 71,2 km haben wir hinter uns gebracht, bei einem Durchschnittstempo von 49,9 km/h liegt der Durchschnittsverbrauch bei 17, 7 kWh. Mit einer Restreichweite von 163 km geht es weiter, die 117 km bis nach Linz dürften also kein Problem darstellen.

Nach kurzer Fahrt beginnt es leider wieder zu regnen und wir müssen teilweise sogar die Heizung einschalten. Als wir durch einen Tunnel fahren, schaltet sich automatisch die Beleuchtung der Geschwindigkeitsanzeige und des Bildschirms ein. Beim Verlassen des Tunnels wird die Anzeige plötzlich schwarz. Das kenne ich auch vom Hyundai Ioniq, aber bei weitem nicht so lange. Ich zähle mit: 21, 22, 23, 24, 25 – erst nach 5 Sekunden sind die beiden Displays wieder beleuchtet. Das erscheint mir dann doch etwas lange. Irgendwie ein komisches Gefühl, ob man sich mit der Zeit daran gewöhnt, kann ich nicht beurteilen, ich war jedes Mal aufs Neue irritiert.

Als es plötzlich zu hageln beginnt, entdecke ich zum Glück im Augenwinkel ein Carport, Blinker rein und schnell darunter gefahren … Ist ja nicht notwendig, dass Zoe nun auch noch etwas vom Hagel abbekommt. Während dieser kurzen Pause checke ich die Beiträge im Social Web, die ich live von unserer Testfahrt gepostet habe und muss lesen, dass ich offensichtlich einen Geheimtipp unter »Stromer-Fahrern« verpasst habe. In Dürnstein hätte ich bei »Nah & Frisch« eine Pause mit gratis Strom und Kaffee einlegen können. Schade, aber das Angebot werden wir sicher gerne ein anderes Mal nutzen.

Zum Glück ist der Hagel nur von kurzer Dauer und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Das Navi führt mich – quasi im Zick-Zack-Muster – links und rechts durch kleine Gassen entlang der Bundestraße. Das irritiert mich dann doch etwas, aber wahrscheinlich geht es dabei um die Stromsparkomponente, das Navi wird (hoffentlich) schon wissen, was es tut …

Am Design der Zoe hat sich nichts verändert, lediglich an der Plakette ist die »neue Zoe« zu erkennen.

Schlussendlich sind wir – wie ich meine über Umwege – in Linz angekommen und drehen dort zwecks Orientierung eine Runde durch die Stadt. Geladen wird bei der Smatrics-Ladestation auf der Unteren Donaulände in der Nähe der Altstadt. Mit einer Restreichweite von 44 km kommen wir schließlich vor dieser zu stehen. Auf unserer Strecke haben wir insgesamt 197,3 Kilometer, mit einem Durchschnittstempo von 47,1 km/h und einen Durchschnittsverbrauch von 16,2 kWh, zurückgelegt. Geladen wird mittels Typ-2-Stecker, was bei einem Akkuladestand von 20 % 1 h 45 min in Anspruch nimmt. Die Ladepause nutzen wir, um in der Altstadt etwas zu essen.

Für die Rückfahrt suche ich über das Navi die kürzeste Route heraus, die natürlich über die Autobahn führt. Die Reichweite liegt nach dem Vollladen bei 254 km, das heißt, ich bin noch zügiger unterwegs gewesen als mein »Vorfahrer«. Vor uns liegen 206 km bis zum Ziel. Trotz der vorausgesagten Reichweite warnt Zoe mich, dass wir die Strecke ohne Zwischenladung nicht schaffen werden und schlägt uns Ladestationen entlang der Route vor. Ich beschließe aber, kurz vor St. Pölten zu entscheiden, ob eine Zwischenladung tatsächlich notwendig ist.

Auf der Autobahn stelle ich den Tempomat auf 114 km/h und wir stellen uns auf eine gemütliche Heimfahrt ein. Falsch gedacht, damit wir auf unserer Testfahrt auch wirklich alles erlebt haben, stecken wir nun auch noch im Stau – zumindest scheint jetzt die Sonne. Zoe wird es nicht stören, so hat sie mehr Möglichkeit, um zu rekuperieren. Die Rekuperation ist bei der Zoe übrigens nicht variabel. Also es gibt keine Rekuperationsstufen, wie das etwa beim Hyundai Ioniq und dem E-Golf der Fall ist. Ich muss sagen, dass mir diese Stufen besonders im Stau fehlen. Ich habe keine Möglichkeit, langsam auf die vor mir stehenden Autos hinzurollen, da die Bremswirkung einfach zu stark ist.

Nach dem Batterieupgrade wurde die Akkukapazität fast verdoppelt und die Reichweite auf 370 km (NEFZ) erhöht.

Kurz vor St. Pölten liegt die Restreichweite – wahrscheinlich auch aufgrund des Staus – noch bei 153 km, daher ist eine Zwischenladung nicht notwendig, wäre doch gelacht, wenn die restlichen 70 km nicht zu schaffen wären. Nach St. Pölten lässt mich das Navi plötzlich im Stich und zeigt mir Straßen ohne Straßennamen irgendwo im Grünen an. Mein Ziel finde ich in dem Fall auch ohne Navi, wäre ich jetzt jedoch in einer großen Stadt, wäre mein Ärger mit Sicherheit groß.

Knappe drei Stunden nach der Abfahrt aus Linz sind wir nun wieder am Ausgangspunkt angekommen. Mit einem Durchschnittstempo von 75,8 km/h und einem Durchschnittsverbrauch von 15,4 kWh waren wir interessanterweise auf der Autobahn sparsamer unterwegs als auf der Hinfahrt über die Landstraße. Der Akku weist noch eine Restkapazität von 28 % auf, 67 km hätten wir laut Restreichweitenanzeige noch fahren können. Natürlich hat der Stau unseren Verbrauch gedrosselt und die Heizung brauchten wir am Rückweg zum Glück auch nicht mehr.


Vergleichsfahrten
Abgesehen von unserem Trip nach Linz, habe ich mit der Zoe eine Vergleichsfahrt gestartet, d.h. ich bin immer die gleiche Strecke in verschiedenen Modi, Geschwindigkeiten und mit bzw. ohne Klimaanlage gefahren.

In der dritten Runde habe ich die Geschwindigkeit auf der Autobahn dem Eco-Modus angepasst und auf 100 km/h reduziert. Bei den anderen Fahrten wurde immer nach Vorschrift gefahren (50 bzw. 130 km/h).

 

Runde         Modus            Klimaanlage  Ø-Geschwindigkeit   Temperatur  Ø-Verbrauch / 100 km

Runde 1         Normal           aus                51 km/h             24 Grad         17 kWh

Runde 2         Normal           ein: 20 °C      51,7 km/h          24 Grad         17,2 kWh

Runde 3         Eco                aus                47 km/h             25 Grad         13,2 kWh

Die gefahrene Runde war knapp 11 km lang (ca. 4 km Autobahn, kurze Streckenabschnitte mit 70 km/h und ca. 5 km im Stadtgebiet).

Fazit:
Alles in allem muss man sagen, dass sich die Renault Zoe für einen Stadtflitzer auch auf Landstraße und Autobahn recht gut geschlagen hat. Zumindest was die Reichweite betrifft, enttäuschend waren für mich die Probleme mit dem Navi. Gut gefallen haben mir die Ledersitze und die Farben im Innenraum, wobei man auch sagen muss, dass die Oberflächen nicht nur kalt wirken, sondern auch stark reflektieren. Beim Fahren im Sonnenschein entstanden oft Spielgelungen, die tatsächlich störend waren. Die Bedienung und die Menüführung sind verständlich und sehr übersichtlich, die Sitze sind bequem, die Rücksitze umklappbar und eine Rückfahrkamera gibt es natürlich auch. Das Gesamtkonzept passt auf jeden Fall in der Stadt. Auf Landstraßen mit viel Güterverkehr ist sie weniger empfehlenswert, denn zum Überholen fehlt ihr dann doch etwas der Biss.


Technische Daten:
Renault Zoe Bose Q90

max. Leistung: 65 kW (88 PS)

max. Drehmoment: 220/250 Nm

Batteriekapazität: 41 kWh

Batterietyp: Lithium-Ionen-Polymer

Reichweite NEFZ: 370 km

Reichweite praxisnah: 280 – 300 km

Verbrauch: 13,3 kWh / 100 km

Ladedauer:

3,7 kW (0 – 100 %): ca. 15 h

11 kW (0 – 100 %): ca. 4,5 h

22 kW (0 – 80 %): ca. 1,75 h

43 kW (0 – 80 %): –

Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h

Beschleunigung (0 – 100 km/h): 13,5 sek

Abmessungen L x B (ohne Spiegel) x H: 4.085 x 1.730 x 1.562 mm

Luftwiderstandsbeiwert (cw): 0,29

Gepäckraum: 338 – 1.225 l

Leergewicht: 1.555 kg

Preis ab 37.490,00 in Österreich;

ab EUR 37.190,00 in Deutschland (Batteriekauf)


Text und Fotos: Petra Hadac

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