Erneuerbare Energie Österreich reagierte auf E-Control-Bericht

Stromausbau muss beschleunigen wie ein Tesla!

von Thomas Buchbauer

Der von der E-Control dieser Tage präsentierte Ökostrombericht bestätigt aus der Sicht der Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) den weiterhin unbefriedigenden Ausbau von Ökostrom in Österreich.

Obwohl der unterstützte Ökostromanteil an der Abgabe an Endverbraucher von 9.168 Gigawattstunden (GWh) auf 9.770 GWh als von 16,0 % auf 16,7 % gestiegen ist, ist der Stromverbrauchzuwachs in Österreich jedes Jahr höher als der Ökostromausbau, kritisieren die Verantwortlichen von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ). Laut E-Control betrug die gesamte Stromabgabe an Endverbraucher im Jahr 2016 58.335 GWh während es 2015 noch 57.417 GWh waren.

Die größten Steigerungen bei der mit Fördermitteln unterstützten Ökostromerzeugung gab es 2016 bei Strom aus Kleinwasserkraft und Sonne. Die Stromerzeugung aus Kleinwasserkraft erhöhte sich aufgrund der im Vergleich zu 2015 besseren Wasserführung um 17 % auf 1.772 GWh (+253 GWh), die Stromproduktion aus Photovoltaik stieg um 15 % auf 500 GWh (+64 GWh), Windkraftanlagen erzeugten um 7 % mehr Strom (4.932 GWh, +340 GWh). „Der Trend der letzten Jahre setzt sich fort – die rohstoffunabhängigen Technologien erweisen sich als sehr erfolgreich“, hielt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch fest.

Strom wurde billiger
Um 100% Ökostrom bis 2030 sicher zu stellen und die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, muss die Ausbaugeschwindigkeit von Ökostrom in Österreich jedoch verdreifacht werden, glaubt man beim EEÖ. „Ein neues Ökostromgesetz muss daran gemessen werden, wie stark es den Ökostromausbau in Österreich beschleunigen kann, von derzeit rund 600-700 GWh/a auf zumindest 2.000 GWh/a. Nur dann werden wir die steigenden Anforderungen an den Strombedarf in Zukunft abdecken können“, gibt Peter Molnar, Geschäftsführer von EEÖ zu bedenken.

Durch den Ökostromausbau und die Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich der Marktpreis seit 2008 mehr als halbiert und deshalb sind die Strompreise für Haushalte und Industrie in Österreich seit 2005 nicht angestiegen, sondern in den letzten Jahren sogar gefallen. Das Vergütungsvolumen – die Summe der ausbezahlten staatlich garantierten Einspeisetarife für Ökostrom inklusive des Marktwertes des geförderten Ökostroms – stieg im vergangenen Jahr um sechs Prozent bzw. 53 Millionen von 958 Millionen auf insgesamt 1,01 Milliarden Euro. Das Unterstützungsvolumen (exklusive Marktwert) stieg nach aktuellen Berechnungen um neun Prozent von 755 Millionen auf 820 Millionen Euro. „Da der Marktpreis für Strom 2016 erneut sank, musste diese Lücke mit Fördergeldern in der Höhe von rund 50 Millionen Euro ausgeglichen werden“, sagte Urbantschitsch. Der den Berechnungen zugrunde gelegte Marktpreis sank von 2015 auf 2016 von durchschnittlich 34 Euro auf 29 Euro pro Megawattstunde.

2016 betrugen die Ökostromförderkosten für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden rund 120 Euro im Jahr inklusive Steuern. Heuer werden die Ökostromförderkosten laut Prognose der E-Control auf rund 100 Euro brutto sinken. Im kommenden Jahr könnten durch die im Sommer vom Nationalrat beschlossene „kleine Ökostromnovelle“ die Kosten moderat ansteigen. Die E-Control rechnet mit 107 Euro brutto im Jahr für einen Durchschnittshaushalt. „Ein Durchschnittshaushalt wird maximal um knapp einen Euro pro Monat mehr zahlen“, betonte Urbantschitsch.

Besserer Überblick über die Förderungen
Künftig gibt es im Rahmen der kleinen Ökostromnovelle einen besserer Überblick über die in Österreich gewährten Ökostromförderungen: So müssen alle Bundesländer ihre Daten zu eigenen Landesförderungen im Ökostrombereich ab 2018 an die E-Control melden. „Wir werden damit zukünftig einen detaillierteren Überblick über die Ökostromförderungen haben. Denn neben den Bundesförderungen gibt es auch viele Förderungen auf Landesebene.“ Zusätzlich hat die E-Control, zukünftig eine Analyse der Rohstoffkonzepte von neuen Biogas- und Biomasseanlagen durchzuführen und diese in den Ökostrombericht aufzunehmen.

Vor dem Blackout?
Im Jänner und Februar dieses Jahres kam es zu einer sogenannten Dunkelflaute, an einem kalten Wintertag mit entsprechend hoher Stromnachfrage war es windstill und bewölkt. In dieser Zeit konnten Wind- und Photovoltaikanlagen keinen Strom produzieren. Um die Stromlücke zu füllen, mussten in Österreich Gaskraftwerke einspringen. Eigenbauer: „Es gibt immer mehr schwankende Strommengen aus wetterabhängigen Ökostromanlagen. Daher stellt sich die Frage, mit welchen Kraftwerkskapazitäten die Nachfrage bei einer Dunkelflaute gedeckt werden kann.“ In Österreich spielen im Augenblick Gaskraftwerke eine entscheidende Rolle, um die Versorgungssicherheit in solchen Situationen zu garantieren.

Woher kommt der Strom für die E-Mobilität?
„Um in Zukunft ausreichend Ökostrom für E-Mobilität, Wärmepumpen, Digitalisierung und Wasserstoff zur Verfügung stellen zu können, muss der Stromausbau in Österreich beschleunigen wie ein Tesla“, hält der Präsident von Erneuerbare Energie Österreich, Peter Püspök, abschließend fest. Womit er bei der Betrachtung der Zahlen nicht unrecht hat.

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