Ein kleines Start-up aus Berlin und Potsdam schafft das, woran die großen Autohersteller derzeit noch arbeiten: Selbstfahr-Technologie für normale Autofahrer erschwinglich zu machen – mit einer Nachrüstlösung. Mit einem umgerüsteten Kompaktwagen führte die Jungfernfahrt am 18.6.2018 von Ingolstadt nach Wolfsburg als bloße Passagiere im selbstfahrenden Auto.
Am heutigen Dienstag wird nun der Prototyp auf Schloss Wolfsburg der Öffentlichkeit präsentiert. Der Umbau ist denkbar einfach: rund um das Auto werden sieben Kameras positioniert, die mit einem Hochleistungscomputer verbunden werden, dem »Gehirn« des Selbstfahrautos. Auch die bereits an Bord befindlichen Sensoren und Aktuatoren nutzt das Start-up für seine Lösung. So wird u.a. die Lenkung wie beim Einpark-Assistenten angesteuert und das Radar ausgelesen, das eigentlich den Abstandstempomaten steuert. Das macht das Nachrüst-Kit günstig: um die 3000 Euro soll es kosten. Inklusive ist auch eine Online-Verbindung, die es ermöglicht, over-the-air-Updates und Upgrades auf das Auto zu spielen. So lernt das Auto ständig dazu, wird immer autonomer. Außerdem an Bord: eine Middleware mit eigenem App-Store, der es ermöglicht, dass der Fahrer verschiedene Softwares für verschiedene Einsatzzwecke auf das Auto lädt. So kann beispielsweise die Software an Grenzübergängen leicht per Klick auf dem Handy gewechselt werden, etwa für den Linksverkehr in England. Für die verschiedenen Softwares arbeitet »Kopernikus« mit Entwicklern von Selbstfahrsoftware weltweit zusammen.
Quelle: Kopernikus Automotive
„Wir sind so etwas wie ein autonomer Tuner. Diese Kategorie gibt es allerdings noch gar nicht. Wir haben sie erfunden„, sagt Stefan Jenzowsky, Mitgründer von Kopernikus Automotive. Sein Kollege Tim von Törne pflichtet ihm bei: „Ja, als wir das vor zwei Jahren zum ersten Mal Investoren erzählten, haben Sie uns kaum geglaubt. Nachdem wir aber zeigen konnten, was bereits mit heutigen Serienfahrzeugen möglich ist, haben sie unser Vorhaben unterstützt„.
Die Grundidee kam den beiden Gründern 2016 als sie überlegten, ob tatsächlich alle Selbstfahr-Software einmal von den großen Autoherstellern geschrieben werden wird. „Die Frage ist, ob wir mit einer in Deutschland entwickelten Software einmal autonom durch Mumbai oder Peking fahren werden. Das glauben wir eher nicht. Daher arbeiten wir mit verschiedenen Startups zusammen, die in verschiedenen Ländern Selbstfahroftware entwickeln„, sagt Jenzowsky.
Konsumenten erreichen Kopernikus durch den mobilen »Kopernikus-Store«, über den der Fahrer auf dem Handy die richtige Selbstfahrsoftware auswählen und starten kann. „Wir glauben an die Kreativität unserer Partner. Wir haben z.B. schon Selbstfahrsoftware gesehen, die schnellstmöglich eine Rennstrecke auf Ideallinie abfährt – mit dem Fahrer als Passagier. Die meisten Anwendungen sind jedoch weniger spektakulär, sie reichen vom autonomen Einparken bis zur gemütlichen Autobahnfahrt.„, merkt Jenzowsky an.
Auch wenn das Selbstfahrsystem sich noch in Entwicklung befindet, wurde es in Wolfsburg schon einmal demonstriert. „Wir werden das System zuerst an unsere Partner abgeben. Erst wenn wir die Absicherung und zulassungsrechtliche Themen im Griff haben, werden wir unser System auch Konsumenten anbieten. Der Vertrieb wird dann, je nach zulassungsrecht, zuerst in einigen ausgewählten Ländern erfolgen.„, sagt von Törne.
Quelle: Presseportal.de