Absatz von Hybrid- und Elektrofahrzeugen steigt mit 80 Prozent in Deutschland am stärksten – in Österreich gab es ein Plus von 21 Prozent

Neuwagenmarkt auf 10-Jahres-Hoch

von David Lodahl

Der Absatz von Neuwagen in der EU schnellte im April um fast zehn Prozent nach oben und erreichte mit 1,3 Millionen verkauften Pkw den höchsten Stand seit zehn Jahren. Dabei spielten allerdings auch Kalendereffekte eine Rolle: Da die Osterfeiertage in diesem Jahr teilweise in den März fielen, hatte der April in den meisten Märkten zwei Verkaufstage mehr als im Vorjahr. Im bisherigen Jahresverlauf legte der Neuwagenabsatz in der EU um knapp drei Prozent zu.

Wachstumstreiber waren von den größeren Märkten im April vor allem die Niederlande, Polen und Spanien mit jeweils zweistelligen Wachstumsraten. Auch Österreich entwickelte sich mit einer Wachstumsrate von über fünf Prozent gut.

Der Neuwagenmarkt ist in den meisten europäischen Ländern derzeit in guter Form. Trotzdem ist das tatsächliche Wachstum schwächer als es die April-Zahlen vermuten lassen, da Kalendereffekte das Bild verzerren“, beobachtet Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich. „Immerhin ist die Konjunkturerholung zumindest in Kontinentaleuropa weiter robust, die Beschäftigung steigt, und in einigen Ländern besteht nach wie vor Nachholbedarf nach der tiefen Krise der Jahre 2012 und 2013.

Dennoch dürfte laut Schwartz in diesem Jahr insgesamt nur ein Absatzwachstum von einem Prozent möglich sein: „Die großen Märkte entwickeln sich sehr heterogen. Deutschland und Frankreich wachsen solide, während Italien inzwischen stagniert und Großbritannien kräftige Einbußen verzeichnet. Das Wachstum verliert derzeit spürbar an Dynamik.

Absatz von Diesel-Pkw weiter stark unter Druck

Im April verstärkte sich der Negativtrend beim Absatz von Diesel-Neuwagen weiter: In den fünf größten Absatzmärkten – Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – sank der Anteil von Dieselfahrzeugen am Gesamtabsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat von 47,4 auf 38,1 Prozent – ein Rückgang um 9,3 Prozent und damit das stärkste Minus seit Ausbruch der Dieselkrise im Spätsommer 2015. Auch in Österreich gab es einen massiven Rückgang von 50,1 Prozent auf 39,9 Prozent.

Im bisherigen Jahresverlauf wurden allein in den fünf größten EU-Märkten gut 300.000 Diesel-Pkw weniger verkauft als im Vorjahreszeitraum. Dank zusätzlicher Verkaufstage fiel immerhin das Minus bei den Absatzzahlen nicht so hoch aus wie im Vormonat: In den Top-5-Märkten sank der Absatz von Diesel-Pkw gegenüber April 2017 um 13 Prozent, im März war noch ein Absatzeinbruch von 25 Prozent registriert worden.

Besonders stark abwärts ging es in Spanien (um 17 Prozent) und Großbritannien (um 25 Prozent). Auch in Österreich gab es einen starken Rückgang um 16 Prozent. In Deutschland lag das Minus bei 12 Prozent, in Italien sogar nur bei vier Prozent.

Derzeit liegt der Diesel-Marktanteil an den gesamten Neuzulassungen in Italien mit knapp 53 Prozent besonders hoch, während er in Großbritannien inzwischen auf unter 31 Prozent gefallen ist – in der Schweiz waren im April sogar nur 28 Prozent der neu zugelassenen Pkw Dieselmodelle.

Der Gegenwind für die Diesel-Technologie lässt immer noch nicht nach, die Verkaufszahlen sind weiter stark rückläufig. Vertrauensbildende Maßnahmen der Industrie und Politik werden erst mit einer gewissen Verzögerung ihre Wirkung entfalten. So hat sich längst noch nicht überall herumgesprochen, dass neue Dieselmotoren der Euro 6d-Norm sauber, hoch effizient und ein wichtiger Bestandteil einer Strategie zur Senkung der CO2-Emissionen sind“, betont Schwartz. Nach wie vor sei die Verunsicherung angesichts der Diskussionen um Fahrverbote groß. Letztlich führe die anhaltende Krise beim Dieselabsatz dazu, dass hohe Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung von CO2-Grenzwerten immer wahrscheinlicher werden, wenn nicht gleichzeitig der Marktanteil alternativer Antriebe deutlich zunehme.

Alternative Antriebe legen weiter zu – in Deutschland am stärksten

Bislang allerdings profitieren vor allem Benzin-Modelle von der Dieselkrise – alternative Antriebe bleiben ein Nischenprodukt: In den Top-5-Märkten lag der Marktanteil von Elektro- und Hybrid-Pkw im April bei 4,9 Prozent, wobei 3,9 Prozent auf Hybride entfielen und nur 1,0 Prozent auf reine Elektroautos. Der Marktanteil reiner Elektroautos lag in Italien sogar nur bei 0,1 Prozent, während er in Großbritannien mit 2,3 Prozent besonders hoch war. In der Schweiz waren sogar 2,5 Prozent aller verkauften Neuwagen Elektroautos.

In Österreich lag der Marktanteil von Elektro- und Hybrid-Pkw im April bei 4,4 Prozent, wobei 2,7 Prozent auf Hybride entfielen und 1,7 Prozent auf reine Elektroautos.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg der Absatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen in den Top-5-Märkten um 60 Prozent (auf gut 47.000 Fahrzeuge). Die stärksten Zuwächse wurden in Deutschland (plus 80 Prozent) und Frankreich (plus 65 Prozent) registriert. In Österreich gab es ein Plus von 21 Prozent.
Alternative Antriebe gewinnen europaweit an Popularität, wobei allerdings nach wie vor insbesondere Hybride im Fokus stehen. Reine Elektroautos sind weiter eine Randerscheinung auf dem Neuwagenmarkt“, beobachtet Schwartz. Mittelfristig werden nach seiner Einschätzung Elektroautos aber aufholen: „Elektroautos werden in den kommenden Jahren deutlich zulegen – dank neuer und attraktiver Modelle mit größerer Reichweite und dank des anhaltenden Aufbaus der Ladeinfrastruktur.

Quelle: ikp News

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